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Farang: Ein Mann sieht rot – mit Hand und Fuß

Der neue Film von Xavier Gens startet am Donnerstag, 23. November. Farang – Schatten der Unterwelt ist ein Revenge-Movie, der Action mit Gefühl und Gesellschaftskritik vereint.

20. November 2023

Manchmal kann es so einfach sein, auch wenn es so komplex ist. Oder umgekehrt. Die Story von Farang – Schatten der Unterwelt, dem neuen Film des Regisseurs Xavier Gens lässt sich schlicht zusammenfassen: Ein Mann wird aus dem Gefängnis entlassen, gerät unverschuldet in Schwierigkeiten, baut sich ein neues Leben auf, wird auf grausame Weise von der Vergangenheit eingeholt und kämpft fortan um Gerechtigkeit im Sinne blutiger Rache.

Der MMA-erprobte Sam wird – und durch diese Wahl bekommt die Geschichte bereits ungeahnte Tiefe –, auf grandios stoische Weise und mit viel äußerer wie innerer Präsenz dargestellt von Newcomer Nassim Lyes. Dieser wiederum findet seinen kongenialen Antagonisten im von Olivier Gourmet verkörperten Schweinehund Narong, der die koloniale Persönlichkeit in postkolonialen Zeiten verdammt überzeugend auf die Leinwand bringt. Schauplatz des Geschehens ist zunächst Paris, dann geht es ab nach Thailand.

Rache ist süß? Nee, Rache ist ganz schön bitter. Aber im Kino sehr präsent. Wir haben also noch mal länger darüber nachgedacht, welche einflussreichen Revenge-Filme uns in den Sinn kommen. Und natürlich fiel gleich der Titel jenes Spielfilms aus dem Jahr 1974, der die Karriere eines gewissen Charles Bronson in den USA prägen sollte. Ein Mann sieht rot von Regisseur Michael Winner ist ein Beispiel für die Komplexität, die mit dem Erzählen einer Geschichte über Selbstjustiz einhergeht. Der Film ist heute ein Klassiker und wohl kaum jemand würde ihn als hundertprozentig unverhohlene Aufforderung bezeichnen, das Gesetz eigenhändig in die Hand zu nehmen. Und doch spielt die Verfilmung des Romans "Death Wish" des Autors Brian Garfield mit den vermutlich für viele nachvollziehbaren, allzu menschlichen Gründen für Rachegelüste.

Ich war mal mit meiner Tochter am Strand, verlor sie für drei Sekunden aus den Augen und geriet total in Panik. Das war der schlimmste Moment in meinem Leben. Als ich mich wieder beruhigt hatte, dachte ich: 'Dieses Gefühl möchte ich eines Tages in einem Film verwenden.'

Xavier Gens

Und am Ende gewinnt das Publikum © Studiocanal

Und am Ende gewinnt das Publikum © Studiocanal

Im Rahmen des Fantasy Filmfests hatten wir das Vergnügen, mit Farang-Regisseur Xavier Gens zu sprechen. Beim Thema Revenge wurde er persönlich: "Ich habe eine neunjährige Tochter. Als ich mich also in die Geschichte hineinversetzte, dachte ich: 'Stell dir vor, das passiert deiner Tochter. Wie würdest du reagieren? Was würdest du fühlen?' Ich war mal mit meiner Tochter am Strand, verlor sie für drei Sekunden aus den Augen und geriet total in Panik. Das war der schlimmste Moment in meinem Leben. Als ich mich wieder beruhigt hatte, dachte ich: 'Dieses Gefühl möchte ich eines Tages in einem Film verwenden.' Für Farang habe ich es in die filmische Form eines Martial-Arts-Films gebracht."

Wir denken natürlich auch an Filme wie Carlito's Way, eine um die Ecke gedachte Rachegeschichte der allerfeinsten Sorte, wir denken an den melancholischen Léon - Der Profi, an Tarantinos Rache-Epen oder oder oder. Aber wenn wir jetzt augenblicklich eine Top-Liste der besten Revenge-Movies anlegen müssten, wäre Farang von Xavier Gens ganz weit vorne – eben weil er diese Gefühl so brachial genau einfängt, ohne die daraus folgenden Taten zu rechtfertigen.

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Bevor es in Farang zum Showdown zwischen Sam und Narong kommen kann, streift, boxt und kickt Xavier Gens zwischen Martial Arts-Szenen in atemberaubender Gaming-Geschwindigkeit politische Realitäten und sozialkritische Themen. So haut der Film auch in den Augen von Genrefans, die sich im breiten Spektrum zwischen Tiger & Dragon – Der Beginn einer Legende von Ang Lee und The Raid von Gareth Evans überall zuhause fühlen, locker alles um, was die Sache zu einfach machen könnte. Ohne falsche Moral geht der Filmemacher nicht nur die Frage nach der Nachvollziehbarkeit von Rachegelüsten an. Fazit: Die sind unter Umständen verständlich, aber man muss damit klarkommen können, das eigene Gesicht im Spiegel einer bluttriefenden Messerklinge zu betrachten.

Und es steckt noch so viel mehr dahinter …

Für Xavier Gens hat sich auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest persönlich auch ein kleiner Kreis geschlossen. Denn dort feierte Farang – Schatten der Unterwelt wie schon sein Debüt vor 15 Jahren Premiere. Wir haben auch aus diesem Anlass mit ihm gesprochen. Das komplette Interview folgt zum Starttermin von Farang – Schatten der Unterwelt am 23. November.

WF

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