1. Sean Penn
Mit Carlito’s Way gelang Sean Penn 1993 als Schauspieler der Durchbruch, kurz vorher hatte er bereits zum ersten Mal bei einem Spielfilm Regie geführt. Mit der Dürrenmatt-Verfilmung Das Versprechen legte er 2001 einen beeindruckenden Thriller vor. Zuletzt trat Penn als Co-Regisseur des politisch engagierten Dokumentarfilms Superpower über den Überfall Russlands auf die Ukraine in Erscheinung.
2. Romantik und Realismus
Das dünne Eis zwischen Romantik und Realismus durchbrach Sean Penn privat krachend – aus seiner Ehe mit Madonna wurde ein Yellow-Press-Großereignis und aus Penn ein Celebrity. Künstlerisch ist der Übergang vom romantischen zum realistischen Stil mit dem Maler Géricault verbunden, an dessen intensives Werk Penn dank seines Blicks auf die Natur in Into the Wild erinnert. Mal verklärt, mal aufklärerisch aber immer sehr genau – so lässt sich der Balanceakt des gereiften Sean Penn hinter der Kamera beschreiben.
3. Wo ist Waldo?
Mit der Frage sind nicht die berühmten Wimmelbücher von Martin Hedford gemeint, sondern die Überzeugungen des Philosophen Ralph Waldo Emerson. Und die Antwort lautet: Waldo ist in jedem Bild von Into the Wild präsent, so wie Emersons Überlegungen zur Natur als Spiegel der menschlichen Seele auch die Gedanken der Hauptfigur Alexander Supertramp/Christopher McCandless beherrschen.
Auf der Jagd © Studiocanal
4. Der Aussteiger
Der Held dieser Geschichte heißt eigentlich Christopher McCandless. Anfang der 1990er Jahre lässt der Junge aus gutem Hause sein bürgerliches Leben hinter sich und begibt sich als Alexander Supertramp auf eine zweijährige Reise durch die USA, die ihn bis ins tiefste Alaska führt – und in tiefste Einsamkeit. In den glücklichsten Momenten seines Lebens versteht er dieses Alleinsein als Ausdruck einer größtmöglichen Freiheit von zivilisatorischen Zwängen.
5. Wahre Begebenheiten I
Into the Wild beruht auf wahren Begebenheiten, die nicht nur anhand von Fakten nachvollziehbar sind, sie werden durch Tagebuchaufzeichnungen verbrieft. Der Zugang zu Christopher McCandless‘ innersten Gedanken und Gefühlen macht seine dramatisch verlaufende Geschichte umso berührender. Andererseits wirft sie umso mehr die Frage auf: Wie konnte das bloß passieren?
6. Wahre Begebenheiten II
Die Buchvorlage zum Film stammt von Jon Krakauer, der sich als Bergsteiger und Autor mit Extremsituationen auskennt. Sein Buch "In eisigen Höhen" über eine verunglückte Bergexpedition gilt als heftig umstritten – einige Angehörige der Verunglückten zweifeln seine Sicht der Dinge an. Auch was die Todesursache von McCandless angeht, verfolgt Krakauer eigene Theorien. Sean Penn hat sich in seinem Film an verschiedenen Stellen von Krakauer distanziert.
Völlig losgelöst © Studiocanal
7. Gute Gesellschaft
Auf seiner Reise durch die USA triff Christopher McCandless viele interessante Menschen. Die Tragik seines kurzen Lebens besteht wohl darin, dass keine dieser Begegnungen ihn zur Umkehr bewegen kann, so dass die Einsicht in den Wert der menschlichen Gesellschaft dem Einzelgänger erst im Angesicht des Todes bewusst wird. Auf Grund von Sean Penns Einfühlungsvermögen bleiben diese Treffen der Nachwelt als wundervolle Filmszenen erhalten, und er selbst schreibt sich als Regisseur mit Herz in die Kinogeschichte ein.
8. Stars unter Sternen
Das ultimative Zuhause ist für den von Emile Hirsch verkörperten Aussteiger die Straße, das letztgültige Dach über dem Kopf ist der Sternenhimmel. Unter diesem versammelt Regisseur Sean Penn ein funkelndes Hollywood-Star-Ensemble, das McCandless‘ Roadtrip mehr als nur schmückt. Neben Vince Vaughn, Marcia Gay Harden, Catherine Keener, William Hurt und Hal Holbrook glänzt vor allem Kristen Stewart als junger Trailer Park-Neo-Hippie.
Am Scheideweg © Studiocanal
9. Magic Bus
Der ausrangierte Linienbus, in dem Christopher McCandless seine letzten Monate verbringt, steht noch heute im Denali Nationalpark. Er gilt als Attraktion für Reisende auf dem Stampede Trail. Die Überquerung des dortigen Teklanika River wird allerdings mitunter zum Verhängnis derjenigen, die sich auf die Spuren von McCandless begeben, Die filmreife Geschichte von Piotr Markielau, Veranika Nikonova lässt sich online nachlesen und klingt selbst schon wieder filmreif.
10. Christopher & Jeremy
Die Wege von Eddie Vedder und Sean Penn kreuzen sich zum wiederholten Mal, bevor Penn den Pearl Jam-Sänger für den Soundtrack zu Into the Wild engagiert. Aber es ist davon auszugehen, dass Penn Vedder auch abseits seiner Mitarbeit an den Filmmusiken zu Dead Man Walking und I am Sam schätzt. Sean Penn und Grunge – das passt irgendwie. Überhaupt erscheint Vedder prädestiniert für die Vertonung der tragischen Geschichte von McCandless. Pearl Jams legendäre Hit-Single "Jeremy" handelt schließlich von einem Jugendlichen, der vor seiner Schulklasse Suizid begeht.
WF