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Die Playlist danach: Queer Folk für den Asphalt Cowboy

Man kennt das: Der Film ist vorbei, die Stimmung bleibt. Heute bringen wir zusammen, was schon immer zusammengehörte: John Schlesingers Asphalt Cowboy (im Original: Midnight Cowboy) und eine junge Garde queerer Songwriter*innen, die traditionelle Genres wie Folk und Country mit ihren Geschichten beleben.

Trivia/Die Playlist danach 07. Juli 2020

Klar, Harry Nilssons Interpretation von Fred Neils "Everybody's Talkin'" darf nicht fehlen, wenn man etwas genauer auf die Musik von Asphalt Cowboy schaut und versucht sie weiterzuspinnen. Diesen wundervollen Folk-Klassiker hat man sofort im Ohr, wenn man an Joe Buck (Jon Voight) denkt, wie er sich mit Kuhmuster-Koffer, Wildleder-Jacke, Cowboystiefeln und Hut in Texas aufmacht, um sein Glück in New York zu versuchen – als stattlicher Liebhaber wohlhabender Ladies. So war zumindest der Plan. Es kam bekanntlich anders – und führte zu einer Erweiterung des sexuellen Horizonts und einer seltsamen, zärtlichen Männerfreundschaft zwischen Joe und dem glücklosen Trickser Ratso (Dustin Hofmann), die eigentlich schon eher Liebe ist.

Asphalt Cowboy war einer der ersten Filme, der homosexuelle Beziehungen nicht bloß andeutete, sondern in einem Maße ausfilmte, das man vor 50 Jahren noch nicht kannte. Und auch wenn immer noch lebhaft diskutiert wird, ob es ein teilweise homophober Film oder ein Film über Homophobie sei – ist man sich in seiner Wirkung einig. Der Filmkritiker Ryan Gilbey schrieb zum 50. Jubiläum des Films im letzten Jahr im britischen Guardian sehr treffend zu genau dieser Frage: "Auch, wenn das pervers klingen mag: Die Antwort darauf ist mir egal. Meine positiven Gefühle für den Film wurden durch die Erfahrung geprägt, ihn als Teenager zu sehen, in einer Zeit, in der ich bereits wusste, dass ich schwul bin und mich danach sehnte, endlich Bilder von Homosexualität auf der Leinwand zu sehen – ganz egal, ob sie problematisch oder toxisch waren. Worte, die man übrigens Mitte der 80er in diesem Kontext nie benutzt hätte."

Mit dieser Playlist haben wir versucht, den wundervollen Soundtrack aus dieser Perspektive weiterzudenken: Wir haben und ein paar der Originalsongs gepickt und dazu junge, queere Songwriter*innen gefunden, die mit ihren Geschichten diese im Grunde sehr konservativen Genres Folk und Country aufmischen und sich aneignen. Menschen wie den in Toronto lebenden, aus Südafrika stammenden Cowboy Orville Peck oder die androgyne Country-Ikone K.d. lang, oder die Garde junger Songwriterinnen wie Julien Baker, Samia und Phoebe Bridgers, in deren Liedern und Leben Liebe zwischen allen Geschlechtern so selbstverständlich ist, wie sie eigentlich sein sollte.

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