Die 4K-Restaurierung von Pakt der Wölfe – einem ikonischen Film, der 2021 sein 20- jähriges Jubiläum feierte – war weniger ein reines Restaurierungsprojekt, sondern im Grunde eine komplett neue digitale Postproduktion des Films. Ein außergewöhnliches Projekt, das sich deutlich von "klassischen" Restaurierungsprojekten unterscheidet.

Warum können wir von einer neuen Postproduktion des Films sprechen?

Um dies zu beantworten, muss man zunächst einen Blick auf den 2K-Prozess der Postproduktion 2000/2001 werfen: Der Film wurde auf 35-mm-Film mit verschiedenen Kameratypen gedreht, um mit den unterschiedlichsten Einstellungen am Set umgehen zu können, außerdem entstanden hochwertige Zeitlupensequenzen.

Die digitale Postproduktion im Anschluss an die Dreharbeiten fand bei Duboicolor in Boulogne Billancourt statt, wobei man davon ausgehen kann, dass aufgrund der Größe des Projekts ein Großteil der damaligen Pariser Postproduktionsstudios an dem Projekt beteiligt waren. Zu nennen sind hier unter anderem ECLAIR für die Erstellung des Filmmasters, LTC für die Fertigung der Filmkopien und zahlreiche Firmen für Spezialeffekte. Eine Postproduktion dieser Größenordnung hatte es in Frankreich zuvor noch nicht gegeben.

Zusammengefasst – an dieser Stelle aufgrund der Komplexität vereinfacht dargestellt – sah der Prozess der Postproduktion wie folgt aus:
Die Szenen, die im Schnitt behalten wurden, wurden in 2K gescannt und der Film auf Specter, dem Vorläufer aller heutigen digitalen Kalibrierungssysteme, angepasst. Dies diente als Basis um die Spezialeffekte einzufügen und wurde im Anschluss in 2K kalibriert, um auf ein 35-mm-Negativ (allgemein bezeichnet als digitales Negativ) übertragen zu werden. Von diesem digitalen Negativ wurden Interpositive, davon Internegative und daraus schließlich Positivkopien – also die finalen Kino-Kopien hergestellt.

Die 4K Restaurierung 2021

Im Jahr 2020 beschlossen Studiocanal, Metropolitan und natürlich Christophe Gans, eine 4K-Version des Films zu erstellen. Dafür kamen zwei verschiedene Optionen in Betracht:

1. Der "klassische" Weg, das 35-mm-Negativ, das sogenannte digitale oder geshootete Negativ, als Basis für die Restaurierung zu nehmen und es in 4K zu scannen. Allerdings stellte sich hier das Problem, dass dieses Negativ aus einer 2K-Quelle stammte, und die damalige Postproduktion natürlich mit begrenzteren Technologien arbeiten musste, als sie uns 20 Jahre später zur Verfügung stehen.
2. Der aufwändigere Weg, das heißt konkret mit den original Kameranegativen der Dreharbeiten zu arbeiten: die Szenen zu finden, die im Schnitt behalten wurden, den Originalschnitt zu finden, Einstellung für Einstellung, Bild für Bild, um den Film neu zu konfektionieren.

Wir entschieden uns für die zweite, kompliziertere, viel teurere, aber auch qualitativ hochwertigere Option. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:

Eine echte Verjüngungskur

Wie schon 2000/2001 leitete Sébastien Prangère die Schnittarbeiten, die mehrere Wochen dauerten. Unter der Aufsicht von Christophe Gans konnten Sébastien und das Labor Hiventy den Film aus den Kameranegativen, die auf mehrere hundert 35-mm-Rollen verteilt waren, in seinem ursprünglichen Schnitt rekonstruieren. Das Ergebnis ist atemberaubend, denn die Negative wurden perfekt konserviert, der Film scheint erst kürzlich gedreht worden zu sein, die sehr gepflegten Fotos aus der Zeit erhellen die Leinwand, wir entdecken Schauspieler wieder, die immer noch sehr angesagt sind, nur ein paar Jahre jünger, eine echte Verjüngungskur.

So konnte Christophe Gans sein Meisterwerk neu bearbeiten, kleine Extras einfügen, die damals nicht möglich waren, und vor allem zum ersten Mal in 4K auf der Leinwand den ganzen Spielraum der hervorragenden Aufnahmen seines Teams entdecken.
Und schließlich, weil das Bild nicht ohne den Ton leben kann, bereitet Cyril Holtz, den wir nicht mehr vorstellen müssen, und der bereits für das Original verantwortlich war, eine Atmos- Version des Films vor.

So kann Christophe Gans der Welt erneut Pakt der Wölfe in 4K präsentieren, unter Mitwirkung der Besten ihres jeweiligen Faches - nicht nur auf der Höhe sondern an der Spitze der aktuellen Kinotechnik.