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Zum 100. von Angela Lansbury: Morde waren ihr liebstes Hobby

Am Donnerstag, dem 16. Oktober wäre Angela Lansbury 100 Jahre alt geworden. Als ermittelnde Krimiautorin Jessica Fletcher, aber auch als Miss Marple in Mord im Spiegel oder als trunksüchtige Salome Otterbourne in Tod auf dem Nilwar sie eine vertraute Figur in der Kindheit unseres Autors.

16. Oktober 2025

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, gibt es da nicht nur die Erinnerungen an meine Mutter, meine Tanten und meine Omas. Immer wieder schiebt sich auch eine scharfsinnige, freundliche Frau ins Bild. Ungefähr um die 60. Blonde (vermutlich gefärbte) Haare, hinten recht kurz, auf dem Kopf oft ein wenig fahrlässig gewuschelt und/oder geföhnt. Strahlende, wache Augen. Ein Lächeln, das auf den ersten Blick Understatement ausstrahlt. Diese Frau ist die verwitwete Jessica Beatrice MacGill-Fletcher. Einst Englischlehrerin, seit Beginn der Rente aber Krimi-Autorin – und Hobby-Kriminalistin. Ich verbrachte zahlreiche Nachmittage oder frühe Abende mit ihr – wenn ich mich mal wieder auf dem Sofa langweilte und RTL oder ein anderer Sender Mord ist ihr Hobby zeigte. Eine klassische Whodunnit-Serie, die mich trotz all der Mode und Verbrechen stets mit einem guten Gefühl zurückließ.

Fletcher wurde von der im Oktober 2022 verstorbenen, britischen Schauspielerin Angela Lansbury verkörpert, und es ist wohl diese Rolle, die sie berühmt machte. Was, wie bei vielen Schauspieler:innen, oft ein wenig die vielen anderen Arbeiten überstrahlt. Lansbury war nämlich nicht nur in dutzenden Kino- und Fernsehfilmen und der besagten Serie Mord ist ihr Hobby zu sehen (die von 1984 bis 1996 produziert wurde), sie sprach außerdem wichtige Charaktere in Zeichentrickfilmen wie Disneys Die Schöne und das Biest, sang in Broadway Musicals und schrieb auch im richtigen Leben Bücher. Auch in zwei der besten Agatha-Christie-Verfilmungen war sie zu sehen.

Mord ist ihr Hobby schaffte es auf sagenhafte 264 Folgen – und glaubt man Angela Lansbury hatte sie kaum Mühe mit dieser Rolle. 1995 sagte sie in einem Interview dazu: "Ich habe mich für jede Theaterrolle viel mehr ins Zeug legen müssen als für die Rolle der Jessica. Jessica ist mir viel näher. Sie ist eine unkomplizierte Frau. Ich kann mich einfach mit ihr identifizieren."

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Auch, wenn ich Angela Lansbury, die in dieser Woche 100 Jahre alt geworden wäre, persönlich ebenfalls vor allem als Krimiautorin im Herzen trage, entdeckte ich sie Jahre später wieder, als ich mich für das Arthaus Magazin mit Tod auf dem Nil befasste – die Verfilmung von John Guillermin mit Peter Ustinov als Hercule Poirot. Als Angela Lansbury zum ersten Mal ins Bild trat, wurde mir regelrecht warm ums Herz.

Sofort war ich wieder ein zehnjähriger Junge, der in einem niedersächsischen Dorf auf einem etwas hässlichen, blaugrauen Sofa saß und gebannt auf den Fernseher starte, wo Jessica Fletcher gerade einer Intuition nachging und so den Mörder überführte. In Tod auf dem Nil, der 1978 (also vor der Serie) rauskam ist Lansbury aber ein anderes Kaliber. Und trotzdem schon eine Buchautorin. Allerdings ein sexbesessene und trunksüchtige, die natürlich nicht die Morde aufklärt, sondern nach vielen unterhaltsamen, angeschickert verschlürten Dialogen auch das Zeitliche segnet.

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Näher an Jessica Fletcher war Lansbury dann eher im Jahr 1980, als sie in Agatha Christies Mord im Spiegel von Guy Hamilton die ikonische Miss Marple spielte. Im Rückblick sahen viele in dieser Performance schon erste Qualitäten, die später Jessica Fletcher ebenfalls ikonisch machen sollten. Angela Lansbury sagte damals, es sei eine große Herausforderung gewesen, Miss Marple zu spielen. Vor allem, weil sie die Romane liebte und dem literarischen Original so nah wie möglich kommen wollte.

Wenn ich heute beide Rollen vergleichen, kommt es mir so vor, als hätte Lansbury tatsächlich dieses immer und überall wachsame und nachbohrende Selbstbewusstsein von Miss Marple ein Stückweit übernommen – es aber mit einer Prise britischem Charme und Understatement runtergedimmt.

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Beide hier genannten Filme finden sie in der bald erscheinenden Agatha-Christie-Edition. Wenn Sie nun Lust auf weitere Krimis haben, empfehlen wir unsere „Mord im Herbst“-Liste auf Letterboxd.

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DK

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