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Bild zu Geraldine Chaplin wird 80: Ein Leben voller Sonntagsfilme

Geraldine Chaplin wird 80: Ein Leben voller Sonntagsfilme

Wir gratulieren Charlie Chaplins Tochter zum Ehrentag.

31. Juli 2024

1952 war ein entscheidendes Jahr für Geraldine Chaplin – und wie so vieles zuvor und danach hatte der Wendepunkt etwas mit dem Schaffen und dem Leben ihres Vaters zu tun. In einem Interview bekannte Geraldine Chaplin, sie sei als Kind schon sehr glücklich gewesen, die Tochter von Charlie Chaplin zu sein – auch wenn er als großer Verfechter eiserner Disziplin zuhause durchaus streng sein konnte –, schließlich war er einer der beliebtesten Menschen überhaupt auf der Welt. Wer hätte ihn nicht als Vater haben wollen? Im besagten Jahr stellte er ungewollt die Weichen für Geraldines weitere Karriere. Gemeinsam mit zwei ihrer zahlreichen Geschwister und Halbgeschwister (Chaplins Kinderschar sei sein treuestes Publikum jenseits des Filmgeschäfts gewesen, so Geraldine Chaplin) übernahm sie eine kleine Rolle in Papas Tragikomödie Rampenlicht. Und im September 1952 wurde der gebürtige Brite Charlie Chaplin, der nie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, dann auf Betreiben des legendären "Kommunistenjägers" Joseph McCarthy aus den USA verbannt. Die Nachricht erreichte die Chaplins auf dem Weg zur europäischen Premiere von Rampenlicht, und fortan lebte die Familie in der Schweiz. Dort wohnt die in Kalifornien geborene Geraldine Chaplin, ebenfalls britische Staatsbürgerin, bis heute. Am 31. Juli 2024 feiert sie ihren 80. Geburtstag.

In "Buffalo Bill und die Indianer" © 1976 STUDIOCANAL. All rights reserved.

In "Buffalo Bill und die Indianer" © 1976 STUDIOCANAL. All rights reserved.

Es ist eine Binsenweisheit, dass es Vor- und Nachteile hat, mit einem derart großen Familiennamen auf die Welt zu kommen wie Geraldine Chaplin (ihre Mutter, die Schauspielerin Oona O'Neill ist die Tochter des Dramatikers Eugene O'Neill und konnte bereits ein Lied davon singen). Für sie sei der Name Chaplin aber eher ein Türöffner gewesen als eine allzu große Bürde. Ein Erbe, dass sie schon zu Lebzeiten ihres Vaters ausschlachtete, ohne mit der Wimper zu zucken, damit es sich erst gar nicht zu ihrem Nachteil entwickeln konnte. Die Regeln des Überlebens im Haifischbecken Showbusiness hatte Geraldine Chaplin also früh verinnerlicht, und das war dem Vater wiederum gar nicht recht. Der wünschte sich für seine Kinder, dass sie etwas "Anständiges" lernen sollten – bloß nichts mit Film. Aber nach Geraldines erster großer Rolle – 1965 spielte sie die Tonya in Doktor Schiwago – sei auch Charlie Chaplin ein Fan seiner Tochter gewesen, erklärte Geraldine Chaplin rückblickend. Ganz nebenbei verweist sie so auf den interessanten Umstand, dass sie aus dem großen Kreis der Bewunderer Chaplins in den kleinen Kreis jener Menschen aufstieg, die Chaplin selbst für ihr Können bewunderte. Es war der Beginn einer Karriere, in der die Frau mit dem markanten – und dem ihres Vaters in wesentlichen Zügen nicht ganz unähnlichen Gesicht – in vielen Produktionen mitspielte, die man gemeinhin mit dem Attribut "Sonntagsfilm" assoziiert. Dabei war sie selbst äußerst produktiv, bis dato übernahm sie über einhundert Rollen. Zum Beispiel in der James Bond-Parodie Casino Royale (1967), im Mantel-und-Degen-Spektakel Die drei Musketiere (1973) oder in der Agatha Christie-Adaption Mord im Spiegel (1980). Zuletzt war sie in Jurassic World: Das gefallene Königreich sowie in der Netflix-Serie The Crown zu sehen.

In "Balduin, der Sonntagsfahrer" © 1971 STUDIOCANAL – PEGASO S.R.L. ALL RIGHTS RESERVED.

In "Balduin, der Sonntagsfahrer" © 1971 STUDIOCANAL – PEGASO S.R.L. ALL RIGHTS RESERVED.

Prägend für Geraldine Chaplin war ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem spanischen Filmemacher Carlos Saura. Chaplin war nicht nur die Hauptdarstellerin von Züchte Raben … (1976), Sauras bekannten Sittenbild des spanischen Bürgertums in der Franco-Ära, die beiden waren auch privat liiert. Überhaupt spielte Geraldine Chaplin zumeist in europäischen Filmproduktionen, in den USA hatte der Name Chaplin letztlich keinen so guten Klang mehr. Eine Ausnahme bildet Robert Altman, der sie unter anderem für seine Wildwest-Satire Buffalo Bill und die Indianer castete – als geniale Schützin, die lediglich das Zittern ihres Ehemannes aus der Fassung bringt. Hatte Altman bei dieser Figur so etwas wie die Personifikation der US-Unterhaltungsbranche im Sinn, die von Männern dominiert wurde, die es mit der Angst zu tun bekamen, wenn ein*e Künstler*in zu gut in dem war, was sie machte und neben Klasse auch Selbstbewusstsein verkörperte? Wie dem auch sei, die begnadete Geraldine Chaplin fand durch Regisseure wie Jacques Rivette, Alain Resnais oder Claude Lelouch ihren Weg auf die Leinwände in den Kinos von ganz Europa. Ein Highlight unter vielen: In Richard Attenboroughs Biopic Chaplin (1992) stellt sie ihre eigene Großmutter Hannah Chaplin dar. Der Umgang mit dem, was sie vom Vater zusammen mit dessen Talent in die Wiege gelegt bekam, bleibt eine ihrer größten Leistungen. Und obwohl sie ganz und gar unverwechselbar sie selbst ist, kann sie sogar ähnlich komisch sein wie er, schauen Sie nur Louis de Funès' Balduin, der Sonntagsfahrer (1971)!

WF

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