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Das sagen die drei Frauen hinter dem Film Back To Black

Dass man das Leben der Amy Winehouse gerade im Kino sehen kann, ist drei Frauen zu verdanken: Produzentin Alison Owen, Regisseurin Sam Taylor-Johnson und natürlich Hauptdarstellerin Marisa Abela. Wir haben bei der Premiere in Berlin und beim anschließenden Pressetag gelauscht, was die drei über Back To Black zu erzählen haben.

18. April 2024

Die Produzentin: Alison Owen

Ich kam vor allem als Amy-Winehouse-Fan zu diesem Film. Ich liebe ihre Musik, war am Boden zerstört, als sie starb, und ich fühlte und fühle, dass sie das größte Talent des 21. Jahrhunderts war. Back To Black ist definitiv ein Highlight für meine Produktionsfirma Monumental. Ich liebe den Film sehr. Und ich sehe einige Parallelen zu meiner Tochter Lily Allen: Als sie und Amy noch lebten, war die Celebrity-Kultur auf ihrem Höhepunkt und die beiden hatten das Pech regelrecht von der Presse belagert zu werden.

Ich glaube, wir begannen mit der Arbeit an Back To Black um 2019 herum. Wir haben uns die Musikrechte besorgt, Sam an Bord geholt und dann sind wir zu STUDIOCANAL gegangen, bevor wir das Drehbuch in Auftrag gegeben haben.

Alison Owen © Sebastian Gabsch © STUDIOCANAL

Alison Owen © Sebastian Gabsch © STUDIOCANAL

Dass wir Nick Cave und Warren Ellis für den Soundtrack gewonnen haben, empfinde ich als große Ehre. Die Zusammenarbeit mit ihnen war wirklich etwas Besonderes. Bei einem Film über eine Musiker:in denkt man ja erst mal gar nicht daran, dass man so einen Score braucht. Wir hatten ja die fantastischen Amy-Songs, da brauchte es kein "Amy Theme" oder "Blake Theme". Es ist eine andere Art von Soundtrack. Einer, der den Film eher behutsam an die Hand nimmt und sich nicht aufdrängt. Es war auch gar nicht geplant, dass Nick am Ende einen neuen Song singt. Als er mit Sam im Studio war, fühlte er sich aber plötzlich inspiriert, griff ein Motiv der Anfangsmelodie des Films auf und begann zu singen. Er fragte Sam, ob sie das aufnehmen sollten und sie bejahte es zum Glück. Als sie mir den Song später vorspielte, hatten wir beide Tränen in den Augen.

Bei der Arbeit an diesem Film war eine Menge Magie im Spiel. Wir hatten oft das Gefühl, dass Amy irgendwie bei uns war. Weil alles so glatt lief und wir die richtigen Leute fanden. Was vor allem Marisa betrifft: Wenn man nicht die richtige Person für die Rolle der Amy hat, dann kann man ja gleich einpacken. Mir und Sam war wichtig: Wir wollen kein Amy-Lookalike, wir wollten eine Schauspielerin, die Amy verkörpern kann. Die uns dazu bringt, dass wir Amys Gefühle fühlen. Die es vermag, uns für die Länge des Filmes zu fesseln. Dass Marisa im Film singt, war ursprünglich gar nicht geplant. Wir haben eine Test-Aufnahme in den Abbey Road Studios gemacht – da hatte sie gerade erst eine Gesangsstunde genommen. Sie war bei diesem Test schon so gut, dass wir merkten: Sie kann das. Heute denke ich, es hätte den Film aus dem Tritt gebracht, wenn man die Original-Darbietung von Amy verwendet hätte – das bricht den Zauber, wenn man gerade bereits war, zu glauben, das Marisa Amy ist. Die einzigen beiden Male, wo wir die Musik verwenden, ist, wenn sie aus der Jukebox kommt oder im Radio läuft. Das wollten wir als dezente Hommage unbedingt drin haben – und so macht es in der Filmlogik Sinn.

Die Regisseurin: Sam Taylor-Johnson

Ich habe zuvor schon Filme über John Lennon und Fifty Shades of Grey gemacht – ich wusste also, dass ich mit dem Druck von Fans umgehen kann. Ich spürte eher, dass es eine große Verantwortung ist, diesen Film zu machen, weil ich das Gefühl hatte, ich müsse Amy die Musik zurückgeben. Mir kam es so vor, als hätte all die Berichterstattung nach ihrem Tod und die Amy-Dokumentation ihr Leben auseinandergenommen – bis zu einem Punkt, an dem viele nicht mehr die brillante Musikerin, sondern ein Opfer sahen. Ich wollte einen Film aus ihrer Perspektive machen und mich von ihren Texten leiten lassen, damit wir ihr Leben mit ihren Worten und ihrer Musik sehen und hören können.

Sam Taylor-Johnson am Set (rechts) © Dean Rogers © STUDIOCANAL SAS

Sam Taylor-Johnson am Set (rechts) © Dean Rogers © STUDIOCANAL SAS

Wer Amy liebte, oder sich auch nur ein klein wenig für sie interessierte, kennt ja all die dunklen Momente. Ich glaube schon, dass mein Film auch an diese dunklen Orte geht, aber ich wollte eben nicht nur da verweilen oder sie gar verherrlichen. Man sollte nicht Zuschauer:in ihres Niedergangs werden. Ich wollte die Momente zeigen, in denen diese dunklen Momente in ihre Musik einfließen. Deshalb zeige ich auch ihren Tod nicht direkt. Wir wissen, was passiert ist. Wir wissen, dass sie gestorben ist. Ich wollte die Traurigkeit zeigen, aber meine Message ist: Lasst uns sie feiern und sie wieder aufrichten! Denn ich hatte das Gefühl, dass sie im Leben und im Tod immer nur nach unten gezogen wurde.

Als Allison mich bat, diesen Film zu machen, war es mir wichtig, dass ich völlige kreative Freiheit habe. Ich wollte nicht, dass irgendjemand die Rechte an der Musik hat und mir dann vorschreibt, wie ich eine bestimmte Geschichte zu erzählen habe. Mir war es trotzdem wichtig, mich mit Amys Mutter und ihrem Vater zusammenzusetzen. Allein aus Respekt. Immerhin drehe ich einen Film über ihre Tochter. Ich hatte so gut wie alles, was über Amy und ihr Leben geschrieben wurde, gelesen, aber die beiden erzählten mir einige Geschichten, die man noch nicht kannte. Die Sache mit dem Kanarienvogel zum Beispiel – den es wirklich gab, auch wenn viele denken, er sei eine metaphorische Erfindung von mir, weil diese Art ja ein sehr zerbrechlich wirkender Singvogel ist.

Da ich den Film aus Amys Perspektive erzählen wollte, spürt man, dass Amys Augen voller Liebe auf ihre Vater, ihre Mutter und ihren Mann schaute. Mein Urteil oder das ihrer Fans ist also irrelevant, auch wenn wir die eher kontroversen Momente ebenfalls im Film ansprechen.

Die Hauptdarstellerin: Marisa Abela

Ich war mir erst nicht sicher, ob ich Amy wirklich spielen wollte. Ich bin zum Vorsprechen gegangen und ich wusste, dass es um ein unbetiteltes Drehbuch über das Leben von Amy Winehouse ging. Wie wahrscheinlich viele Leute fragte ich mich: Was gibt es denn da noch zu erzählen? Man weiß doch schon alles über Amy. Außerdem ist das nun mal eine überwältigende Rolle. Amy Winehouse ist eine Ikone – und sie zu spielen, war beängstigend. Ich habe die Rolle dann zwar nicht abgelehnt, als Sam sie mir angeboten hat, aber ich habe ihr gesagt: Lass mich eine kleine Weile darüber nachdenken. In den zwei Wochen zwischen meinem ersten Treffen mit Sam und meiner Zusage habe ich angefangen, mir Filmmaterial von Amy anzuschauen. Mir fiel auf, wie präsent sie in jedem Bild war. Die Interviews zu "Frank" in ihren frühen Karriere-Jahren zum Beispiel: da war eine Intensität in ihren Augen, die ich faszinierend fand. Diese Leidenschaft für die Musik und ihr Antrieb waren für mich spürbar und ansteckend – und da wusste ich, dass ich diese Rolle spielen will.

Marisa Abela am Set mit Sam Taylor-Johnson © Dean Rogers © STUDIOCANAL SAS

Marisa Abela am Set mit Sam Taylor-Johnson © Dean Rogers © STUDIOCANAL SAS

Viele Schauspielerinnen kamen schon mit Beehive-Frisur ins Studio und in vollem Amy-Make-up. Aber ich wusste, dass der Film nicht nur diese Phase erzählen will, also kam ich ganz natürlich zum Casting. Ich wollte nicht, dass Sam gleich denkt, dass ich wie Amy aussehe – denn das tue ich nicht. Ich wollte, dass Sam merkt, dass ich wie Amy denke und mich wie Amy fühle. Ich dachte mir: "Das ist mein Job. Mein Job ist es, euch zu überzeugen, dass ich mich wie sie fühle. Und du hoffentlich, wenn du den Film siehst, sie fühlst." Für alles andere gibt es Hair-Stylisten und Make-up-Artists.

Dass die ersten Reaktionen auf mein Casting oft hart waren, ging auch an mir nicht vorbei. Ich habe vieles davon gelesen. Aber das ist passiert, während wir gefilmt haben, also habe ich es nicht an mich rangelassen. Ich wusste, dass die Leute Meinungen haben würden, und ich verstehe, dass es so ist. Amy Winehouse ist schließlich nicht nur unglaublich ikonisch und unverwechselbar – sie wird auch sehr geliebt. Als Schauspielerin war es für mich nur schwierig zu verstehen, woher dieser Hate kam. Das waren schließlich Leute, die noch gar nicht sehen konnten, was wir da überhaupt machen. Die den fertigen Film noch gar nicht kannten. Aber es ist eine verrückte Welt und Leute können grausam sein. Ich denke, dass auch unser Film ein Stück weit von dieser Grausamkeit handelt. Das Wichtigste für mich ist aber, dass wir einen Film gemacht haben, auf den ich sehr stolz bin. Einen Film, der den Stolz auf das Vermächtnis von Amy Winehouse in sich trägt: Wir zeigen, was sie als Künstlerin und als Songwriterin geschaffen hat. Sie hatte eine Stimme. Sie nutzte sie, um ihre emotionale Geschichte, ihr Leben, ihren Schmerz, ihre Liebe und ihren Verlust durch ihre Musik zu erzählen. Und wir haben unsere Geschichte davon leiten lassen. Ich glaube, die Menschen, die sie wirklich lieben, werden unseren Film verstehen.

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DK

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