Als Michael Douglas, Kathleen Turner und Danny DeVito 1989 für Der Rosenkrieg vor der Kamera stehen, sind sie bereits alte Freund:innen: 1984 tritt das Dreiergespann in der erfolgreichen Abenteuerkomödie Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten auf, bereits ein Jahr später folgt das Sequel Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil. Es sind aufreibende Dreharbeiten – gezeichnet von körperlich fordernden und aufwendigen Aufnahmen im Dschungel und der Wüste sowie kreativen Differenzen. Den zweiten und finalen Teil der Filmreihe drehen Turner und Douglas (der bei beiden Filmen als Produzent agiert) schließlich nur noch widerwillig aufgrund vertraglicher Verpflichtungen.
Mitte der Achtziger brauchen die Hauptdarsteller:innen also erstmal eine Pause voneinander, finden jedoch wieder zusammen, als Danny DeVito die Regie für Der Rosenkrieg übernimmt. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Erfolgsroman von Warren Adler aus dem Jahr 1981 und ist DeVitos zweiter Job als Kino-Regisseur – zwei Jahre nach seinem Debüt Schmeiß’ die Mama aus dem Zug! (preisverdächtiger Titel), in dem er an der Seite von Billy Crystal auch eine Hauptrolle übernimmt.
DeVito spielt auch in Der Rosenkrieg eine der Hauptrollen und verwandelt das Material in eine schwarzhumorige Satire, die seinen Ruf als komödiantisches Genie weiter festigt. In der Rolle des Anwalts Gavin d’Amato erzählt er die Geschichte der Roses, eines vermeintlich glücklichen Ehepaars, dessen Beziehung jedoch plötzlich implodiert und dessen hässliche Scheidung sie alles kostet. A cautionary tale nennt man das im Englischen – ein abschreckendes Beispiel.
„Der Rosenkrieg war eine viel größere Herausforderung, da wir unsere Beziehung komplett von Kumpels zu ‘Trete ihm in den Hintern’ ändern mussten“, erinnert sich Kathleen Turner 2021 in einem Interview mit People. Das ist natürlich noch nett ausgedrückt: Oliver und Barbara Rose führen 18 Jahre lang eine vermeintlich perfekte Ehe. Er steigt zum erfolgreichen Anwalt auf, der Unmengen an Geld verdient, sie erzieht die beiden Kinder und kreiert in jahrelanger Kleinstarbeit ihr absolutes Traumhaus.
© 1989 Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved.
Als Oliver mit einem vermeintlichen Herzinfarkt ins Krankenhaus kommt, fällt Barbara jedoch plötzlich auf: Sie will nicht mehr mit ihm zusammen sein – und wäre sogar froh über seinen Tod. Es ist die zugespitzte Realität, mit der mehr langjährige Paare leben, als wir uns das eingestehen wollen: dass man die Person, mit der man sein Leben verbringt, nicht mehr ausstehen kann. Dass man nur noch aus Gewohnheit und Bequemlichkeit zusammen ist. Dass Jahre der Mikroaggressionen und Konflikte unter der heilen Oberfläche schwelen und immer mehr Risse verursachen, bis schließlich alles zerbricht.
Barbara Rose hat ein Zuhause vollgestopft mit schönen, teuren Dingen, aber ihr Leben ist leer. Sie ist angewidert von ihrem Mann – einem selbstbezogenen Workaholic, der ihren Gefühlen gegenüber blind zu sein scheint–; sie ist angewidert von ihrer Abhängigkeit von ihm und ihrer Selbstaufgabe im Dienste ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter.
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Barbara ist eine Frau, die nicht mehr will und kann, Oliver ist ein Mann, der das weder richtig versteht noch akzeptiert. So weit, so ungewöhnlich. Die Scheidung scheitert dann aber ausgerechnet an ihrem gemeinsamen Haus, das keiner von beiden aufgeben will. Der immer weiter eskalierende Streit um das Heim steigert sich schwarzhumorig, boshaft und zynisch immer weiter, bis er bald groteske Ausmaße annimmt und einem das Lachen förmlich im Halse stecken bleibt. Ihr gegenseitiger Hass und Besitzwahn ist krankhaft und (selbst)zerstörerisch: Er überfährt ihre Katze, sie sperrt ihn in der Sauna ein, er pinkelt auf ihr Abendessen, sie schrottet sein Auto. Kurzum: Die Roses ruinieren alles, worum sie kämpfen; alles, was sie haben und sind. Ein Crescendo der physischen und psychischen Gewalt. Ohne Gnade. Ohne Happy End.
„Der Film geht wirklich an die Grenzen. Wir sprechen hier von einer wirklich starken Thematik von Liebe, die sich in Hass wandelt“, befindet Danny DeVito 1989 in einem Interview. „Obwohl wir den ganzen Film hindurch lachen, sind wir sehr überrascht darüber, worüber wir da lachen.“
Der Film traf trotz seiner extremen Natur solch einen Nerv, dass der Titel sich bald im deutschen Sprachgebrauch etablierte: Die Rosenkriege sind eigentlich eine Reihe mittelalterlicher englischer Thronfolgekämpfe. Der Originaltitel The War Of The Roses war als Wortspiel in Anlehnung an diese historischen Ereignisse und den Familiennamen Rose angelegt. In Deutschland schlug er aber so ein, dass man bis heute besonders hässliche Scheidungen als Rosenkriege bezeichnet.
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Selbsterklärend, dass Die Rosenkriege ein riesiger Erfolg an den Kinokassen war, darüber hinaus erhielt der Film drei Golden-Globe-Nominierungen (bester Film, bester Hauptdarsteller für Michael Douglas, beste Hauptdarstellerin für Kathleen Turner). In mehreren Ländern wurde das Material auch für die Theaterbühne adaptiert.
Michael Douglas erkannte in dem Erfolgsfilm übrigens ein „pro-marriage picture“: „Ich habe das Gefühl, in vielen Ehen passiert es, dass man bemühter ist, freundlich zu Fremden zu sein als zu den Personen, die uns am nächsten sind“, sagt er damals in einem Interview. „Wenn wir irgendwas aus Der Rosenkrieg mitnehmen, dann vielleicht, etwas netter zueinander zu sein.“
In diesem Sommer erscheint nun ein Remake unter dem Titel Die Rosenschlacht mit Olivia Colman und Benedict Cumberbatch in den Hauptrollen, das die Beziehungsdynamik der Roses umkehrt. Das Drehbuch schrieb Tony McNamara (The Favourite, Poor Things), Regie führte Jay Roach (Austin-Powers-Filme, Trumbo). Ob sie die schmerzhafte Bissigkeit des Originals replizieren oder gar übertrumpfen können? Wir dürfen gespannt sein.
Nach drei Jahrzehnten wurden Michael Douglas und Kathleen Turner übrigens wiedervereint, als sie die Rolle seiner Ex-Frau in der Sitcom The Kominsky Method übernahm. Zumindest im echten Leben gibt es also sowas wie ein Happily Ever After.
Christina Wenig