Manchmal kann es so einfach sein, auch wenn es so komplex ist. Oder umgekehrt. Die Story von Farang – Schatten der Unterwelt, dem neuen Film des Frontier(s) – Kennst du deine Schmerzgrenze?, Hitman – Jeder kämpft für sich alleine und Gangs of London-Regisseurs Xavier Gens lässt sich schlicht zusammenfassen: Ein Mann wird aus dem Gefängnis entlassen, gerät unverschuldet in Schwierigkeiten, baut sich ein neues Leben auf, wird auf grausame Weise von der Vergangenheit eingeholt und kämpft fortan um Gerechtigkeit im Sinne blutiger Rache.
Der MMA-erprobte Sam wird, und durch diese Wahl bekommt die Geschichte bereits ungeahnte Tiefe, auf grandios stoische Weise und mit viel äußerer wie innerer Präsenz glänzenden Art dargestellt von Newcomer Nassim Lyes. Dieser wiederum findet seinen kongenialen Antagonisten im von Olivier Gourmet verkörperten Schweinehund Narong, der die koloniale Persönlichkeit in postkolonialen Zeiten verdammt überzeugend auf die Leinwand bringt. Schauplatz des Geschehens ist zunächst Paris, dann geht es ab nach Thailand.
Bevor es zum Showdown der beiden kommen kann, streift, boxt und kickt Xavier Gens zwischen Martial Arts-Szenen in atemberaubender Gaming-Geschwindigkeit politische Realitäten und sozialkritische Themen. So haut der Genrefilm für beinharte Genrefans locker alles um, was die Sache zu einfach machen könnte. Ohne falsche Moral geht der Filmemacher auch die Frage nach der Nachvollziehbarkeit von Rachegelüsten an. Die sind unter Umständen verständlich, aber man muss damit klarkommen können, das eigene Gesicht im Spiegel einer bluttriefenden Messerklinge zu betrachten.
Für Xavier Gens hat sich auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest persönlich auch ein kleiner Kreis geschlossen. Denn dort feierte Farang – Schatten der Unterwelt wie schon sein Debüt vor 15 Jahren Premiere. Das ARTHAUS Magazin hat aus diesem Anlass mit ihm gesprrochen. Das komplette Interview folgt hier noch vor dem Deutschland-Start des Films am 23. November.
WF