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Meine geniale Freundin und die Ferrante Vier

Wir blicken auf die jungen Darstellerinnen aus Meine geniale Freundin und suchen nach Spuren von Elena Ferrante.

Filmgeschichten/Top Listen 07. August 2019

Die "Neapolitanische Saga" von Elena Ferrante ist ein Bestseller, wie ihn die Literaturbranche lange nicht gesehen hat. Die vier Romane wurden von über zehn Millionen Menschen auf der ganzen Welt gelesen, in mittlerweile 40 Sprachen übersetzt – und von ihren Fans geradezu kultisch verehrt. Teil der Faszination ist dabei sicher die Tatsache, dass Elena Ferrante ein Pseudonym ist, und man bis heute nicht genau weiß, wer sich hinter diesem Namen verbirgt.

Die Lebensgeschichte der zwei ungleichen Freundinnen Elena und Lila nahm mit dem Band Meine geniale Freundin ihren Anfang, der nun als acht-teilige Serie unter der Regie von Saverio Costanzo verfilmt wurde. Dass die so gut geraten ist, liegt auch und vor allem an den jungen Darstellerinnen der beiden Freundinnen. Ferrante, die mit dem Regisseur per Mail kommunizierte, wünschte sich Darstellerinnen aus der Region um Neapel, in der ihre Bücher spielen. Casting-Direktorin Laura Muccino nahm sich dieser Mammut-Ausgabe schließlich an und castete rund 9.000 junge Frauen und Mädchen. "Wir haben uns dabei stark auf Elena Ferrantes präzise Beschreibungen verlassen", erzählte sie dem Vulture-Magazin. "Wir wollten ihnen gerecht werden – nicht nur, was die körperlichen Merkmale angeht, sondern auch in Sachen Psychologie und Verhalten." Als die "Ferrante Vier", so das handliche Label der Presse, schließlich feststanden, sagte Saverio Costanzo: "Das verrückte dabei ist, dass diese Vier am Ende die einzige Option waren, die wir hatten."

© PHOTO BY EDUARDO CASTALDO (c) WILDSIDE/UMEDIA 2018

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1. Ludovica Nasti als junge Lila

Ganze sieben Monate musste die junge Ludovica nach dem Casting auf die Bestätigung warten. Ihre ältere Schwester hat sie in dieser Zeit aufgebaut, erzählte sie später in Interviews: "Mein Schwester hatte das Buch gelesen. Sie sagte zu mir: 'Mach dir keine Sorgen. Du bist Lila. Du hast Kratzer und Macken an deinen Beinen. Du bist genau wie sie. Du hast die gleichen, pechschwarzen Haaren. Ihr seid identisch.' Ab da mochte ich den Charakter von Lila sehr." Tatsächlich ist man fast schockiert, wie gut Ludovicas Spiel zu den Beschreibungen im Buch und zu Lilas wilder Aura passt. Deshalb sei Saverio Costanzos Regieanweisung auch immer auf das gleiche hinausgelaufen. "Am Ende war der Rat immer: Sei du selbst." Das funktioniert tatsächlich am besten – und man hätte sich fast gewünscht, man hätte noch ein paar Folgen mehr mit Ludovica verbracht. Wie bei fast allen der Vier ist das ihre erste Rolle.

2. Elisa Del Genio als junge Elena

Regisseur Costanzo hat das faszinierende und zugleich schwierige an der Rolle der Elena sehr schön auf den Punkt gebracht. Er sagte: "Elena ist seltsam entrückt. Wir teilen ihren Blick auf die Geschichte und doch spüren wir nie die Last, die sie zu tragen hat." Ein Blick in Elisa Del Genios Gesicht und man weiß genau, wie das gemeint ist. Die seltsame Spannung aus Passivität und Erzählführung schimmert geradezu in ihren Augen – und sie wirkte auch während des Castings: Denn eigentlich hatte Elisa nur ihren älteren Bruder begleitet, der für die Rolle des Enzos vorsprechen wollte. Während der Dreharbeiten sah Costanzo dann immer wieder Verhaltensmuster, die ihn stark an den Charakter Elena erinnerten, vor allem im Umgang mit Ludovica: "Wenn Elisa mal einen sehr guten Take hatte, fühlte sie sich unwohl, weil die Aufmerksamkeit dann auf ihr lag und nicht auf Ludovica – genauso wäre es zwischen Elena und Lila gewesen."

dasinistraMargheritaMazzuccoElenaadolescenteeGaiaGiraceLilaadolescente-1.jpg © PHOTO BY EDUARDO CASTALDO

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3. Gaia Girace als Teenager-Lila

Die 15-jährige ist die einzige, die vor Meine geniale Freundin schon einmal kurz vor einer Kamera stand. Sie brachte laut Costanzo von Anfang an die richtige Lila-Attitude mit. "Als ich sie zum ersten Mal traf, sagte sie mir gleich: 'So oder so: Ich werde Schauspielerin. Punkt.'" Auf die Frage, wer denn ihre Lieblingsschauspielerin sei, sagte sie später in Interviews: "Ich." Dieses völlig selbstverständliche Selbstbewusstsein geht einher mit einer Intensität und Körperspannung, die sehr genau der pointierte Beschreibung Ferrantes entspricht – die schreibt nämlich, Lila sei "gespannt bis in die letzte Sehne". Aber Gaia Girace ist zugleich eine Schauspielerin, die sich intensiv vorbereitet. Sie kämpfte lange mit dem richtigen Dialekt und schaffte ihn sich regelrecht drauf. Und als ihre intensive Körperspannung dem Dreh einer Tanzszene im Wege stand, verzweifelte sie fast. Sie erzählte später: "Ich war steif wie ein Brett. Es war hoffnungslos. Schlimm. Ich muss mich bei unserer Tanzlehrerin bedanken, die monatelang mit mir übte."

4. Margherita Mazzucco als Teenager-Elena

Sie ist die älteste der Ferrante Vier und eine der letzten Besetzungen. Casting-Direktorin Laura Muccino erklärt: "Das große Dilemma des Casting-Prozesses war: Besetzen wir erst die jungen Frauen und dann die Kinder? Oder umgekehrt? Wir haben uns für letzteres entschieden, weil wir bei der Suche nach den Kids so frei sein wollten wie möglich." Margherita bekam den Flyer für das Casting von einem guten Freund auf der Straße in die Hand gedrückt. Costanzo erzählte später, er habe bei Margherita (und auch bei Gaia) im ersten Moment gemerkt, dass er die Richtige(n) gefunden habe. Margherita hingegen sagt: "Ich habe nie zuvor geschauspielert. Nicht mal in der Schule. Auch heute noch frage ich mich, warum sie mich ausgewählt haben." Als sie die Bücher las, sei es ihr persönlich schwer gefallen, sich selbst in der "naiven und netten" Elena wiederzufinden, aber dann habe sie gemerkt: "Sie erzählt, wie ich spiele: Sie beobachtet alles."

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5. ??? als Elena Ferrante

Das große Mysterium, wer sich hinter dem mittlerweile so sehr geschätzten Namen verbirgt, beschäftigte und begleitete natürlich auch die vier Schauspielerinnen. Und während die jungen und die etwas älteren Lilas und Elenas sonst oft wie Geschwister wirkten bei den gemeinsamen Presseterminen, verschwestert man sich bei dieser Frage generationenübergreifend. Gaia erzählte dem Magazin Vulture: "Da gab es diese Autorin, die wir in L.A. getroffen haben, wo sie angeblich herstammte. Aber sie war ganz offensichtlich Italienerin! Da passte so vieles nicht zusammen, sie muss es gewesen sein!" Was von Elisa mit einem zustimmenden High-Five belohnt wurde. Die anderen beiden wiederum favorisieren die Theorie einer Recherche des Journalisten Claudio Gatti, der meint, Ferrante sei eine in Neapel lebende italienische Übersetzerin mit deutschen Wurzeln, die viele deutsche Romane ins Italienische übersetzt hat. Wir meinen: Das Nichtwissen um ihre Identität macht gerade die Faszination der Neapolitanische Saga aus.

Und nachdem wir die Serie geschaut und alle Bücher gelesen haben, behaupten wir: Elena Ferrante ist Elena. Und Lila. Und Margherita Mazzucco. Und Gaia Girace. Und Elisa Del Genio. Und Ludovica Nasti.

DK

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