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Einladung zur Weltflucht mit Der verlorene Prinz und das Reich der Träume

Omar Sy spielt unter der Regie von Michel Hazanavicius (The Artist) den alleinerziehenden Vater Djibi, der seiner Tochter jede Nacht amüsante Geschichten aus einem fiktiven Fantasy-Filmstudio erzählt. Ein liebevoller, bunter Film, der die heilende Kraft der Fantasie besingt – die wir ja gerade alle gut brauchen können.

Filmgeschichten 25. November 2020

Bevor wir in diesem Text noch andere Argumente bringen, warum man diesen Film schauen sollte, müssen wir dennoch zugeben: Allein der Anblick von Omar Sy als "Prinz Charming" mit lila-gelber Stretch-Hose und roten Taucherflossen an den Händen hätte uns gereicht. Vielleicht sollten wir das als Postermotiv herausbringen …

Haben wir etwa zuviel versprochen? © Studiocanal

Haben wir etwa zuviel versprochen? © Studiocanal

Aber der Reihe nach: Mit Der verlorene Prinz und das Reich der Träume bringt der durch die Stummfilm-Hommage The Artist bekannt gewordene Regisseur Michel Hazanavicius nun seinen ersten richtigen Familienfilm an den Start. Es ist eine Hommage an die Welt des Märchenfilms und an die Fantasie der Kinder, aber auch der Eltern, die diese mit ihren Gute-Nacht-Geschichten formen können. Omar Sy spielt den Witwer und alleinerziehenden Familienvater Djibi, der sein ganzes Leben auf seine Tochter Sofia ausgerichtet hat, die von Sarah Gaye (als Achtjährige) und Keyla Fala (als 12-jährige) gespielt wird. Das große Tages-Highlight der beiden: Die Einschlafgeschichte von Djibi, die immer in einem fiktiven Studio für Märchenfilmproduktionen namens "Storyland" spielt. Sofia ist natürlich die Prinzessin – und ihr Vater "Prinz Charming", der sie jeden Tag auf andere Weise aus den Klauen des Bösewichtes befreit. Das geht solange gut, bis Sofia so langsam das Kindesalter verlässt, eigene Freunde in der Schule sucht, einen ersten Schwarm hat – und ihren Vater und seine Geschichten ein wenig, nun ja, kindisch findet.

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Eine eher klassische Geschichte im Grunde, die durch den grandiosen Cast und Hazanavicius Spaß an der Sache eine besondere Note bekommt. Der Film spielt dabei parallel in der jeweiligen Jetztzeit und auch immer wieder in der Welt des Filmstudios, wo sich Djibi langsam damit abfinden muss, nicht mehr als Hauptrolle besetzt zu werden. Der "Prinz" ist jetzt nämlich der smarte blonde Junge aus Sofias Klasse – der natürlich auch die neusten Jeans trägt und keine lila-gelben Prinz-Strumpfhosen. Erst nach und nach geht dem alten "Prinzen" dabei auf, dass es Sofia ist, die die jeweiligen Drehbücher für den Tag schreibt. Und dass er ihr Vertrauen gewinnen muss, um wieder eine Hauptrolle zu spielen – die man sich vielleicht ja aber auch teilen könnte.

Vater und Tochter, Prinz I und Prinzessin

Vater und Tochter, Prinz I und Prinzessin

So simpel das erzählerische Grundgerüst dabei wirken mag, explodieren die einzelnen Szenen mit Farben und Ideen – und werden bei all dem auch noch formidabel beschallt, mit Filmmusik von Howard Shore, dessen Stücke das Fantasykino seit den 70er-Jahren maßgeblich prägen. Hazanavicius schafft es dabei auch völlig selbstverständlich die klassischen Märchen- und Fantasy-Charaktere diverser zu gestalten. Omar Sy steckt dabei jeden weißen, blondgelockten Traumprinzen locker in die Hosentasche, wenn er denn bei seinem Dress eine hätte. Als Kontrast zum bunten "Reich der Träume" sieht man Djibi, seine Tochter und die langsam wichtiger werdende Nachbarin (Bérénice Béjo) außerdem in einer Umgebung, die eben nicht das Upperclass-Familien-Setting ist, das man sonst zu oft in diesen Filmen findet. Die Wohnungen sind klein, das Haus kurz vor dem Abriss – und trotzdem ist es gemütlich, weil alle mit ihren beschränkten Mitteln und viel Kreativität das Beste draus machen. Und anstelle von Fernsehabenden, träumt man sich eben in ein fiktives Filmstudio …

Liegt also nahe, diesen Film in unserer Weltflucht-Rubrik vorzustellen – wo wir doch gerade eh alle merken, dass es manchmal diesen leicht verträglichen, filmischen Eskapismus mit Herz braucht.

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