Kate Winslet schnupperte bereits als kleines Kind Theaterluft, wurde in eine Familie von Schauspieler*innen und Bühnenmenschen hineingeboren. Der Weg aus der englischen Geburtsstadt Reading auf die Bretter, die die Welt bedeuten, schien vorgezeichnet. Doch niemand konnte ahnen, dass sie ein Weltstar werden würde – ausgezeichnet mit den wichtigsten Preisen, die eine Film- und Fernsehdarstellerin gewinnen kann, vom Oscar über den Golden Globe und BAFTA bis zum Emmy, und darüber hinaus mit einen Grammy prämiert für den Filmsong "What If "aus der Dickens-Verfilmung Ein Weihnachtsmärchen. Ein musisches Supertalent, dessen Stern aufging, als die Titanic im Kino noch einmal mit spektakulärem Getöse und einigem Pathos unter der Regie von James Cameron unterging.
Wenn wir alten Popcorn-Kino-Liebhaber *innen also an Kate Winslet denken, dann haben wir unweigerlich Rose und ihre Geschichte im Kopf. Titanic war ein magisches Leinwanderlebnis – und Kate Winslet eroberte durch ihre Hauptrolle in dem Blockbuster nicht nur die Herzen des Publikums, sie schaffte sich damit auch künstlerische Freiräume, um in diversen Indie-Produktionen mitzuspielen. Die größte Kunst aber bedeutete in ihrem Fall, die hochgesteckten Erwartungen erfüllt zu haben, nach dem Höhenflug nicht schmerzhaft tief gefallen zu sein. Natürlich hatte sie zuvor auch schon in exzellenten Filmen wie Sinn und Sinnlichkeit von Ang Lee mitgewirkt – aber Titanic brachte ihr eine ganz neue Dimension von Aufmerksamkeit. Von da an gelang ihr immer wieder großes Kino.
Die größten Turbulenzen waren für eine Weile in ihrem Privatleben zu verzeichnen, bis sie ausgerechnet an der Seite eines Mannes, der sich mal den Namen Ned Rocknroll gab, zur Ruhe kam. Beruflich blieb Kate Winslet über die Jahre konstant erfolgreich – blühte in diversen Rollen und mitreißenden Filmen wie Der Vorleser oder Ammonite auf. Dabei kam und kommt ihr zugute, dass sie selbst eine derart vielseitige und spannende Persönlichkeit ist. So gelingt ihr die glaubhafte Verkörperung von herausragenden Figuren der Geschichte wie etwa Mary Anning oder wie jüngst Lee Miller. In Die Fotografin spielt sie das ehemalige Fotomodell, das im Zweiten Weltkrieg mit der Fotokamera die Gräuel der Kämpfe und die Verbrechen der Deutschen dokumentiert.
Ein weiterer vorläufiger Höhepunkt in der Filmografie der zur Schauspielerin Berufenen und inzwischen auch zur Ritterin Geschlagenen, die am 5. Oktober 50 Jahre alt geworden ist. Für die einen mag sie auf ewig Rose aus Titanic bleiben, für die anderen Juliet Hulme aus Heavenly Creatures – aber die meisten dürften neugierig sein auf die vielen Gesichter, die sie uns im Kino noch zeigen wird.
WF