Abenteuer, Herzschmerz, Rebellion, Verwirrung. Erwachsenwerden ist aufregend und mit viel Konfrontation verbunden. „Fluorescent Adolescent“ nannten es die Arctic Monkeys: Erwachsenwerden schillert also in allen erdenklichen Farben. Diese aufregende Phase liefert den Stoff, aus dem Coming-Of-Age-Filme gemacht sind. Mit bodenständigen Helden, die uns zeigen, wie schön oberflächliche Probleme sein können, auch wenn sie nicht immer eine passende Antwort auf brennende Fragen finden. Egal, ob sie mit einem geklauten Van oder zu Fuß unterwegs sind, auf einem Trip befinden sie sich ganz bestimmt.
Der junge Protagonist begibt sich auf eine Reise. Nicht in den Urlaub, sondern – so komisch es auch klingt – auf eine Reise der Selbstfindung.
So ist Oliver Tate in Richard Ayoades Submarine auch ein einsamer, stiller Flaneur. In seinem Dufflecoat sieht er aus wie der letzte Überlebende vom Club der toten Dichter und so streift er wie ein Geist durch die Flure seiner britischen Schule. Im Unterricht malt er sich lieber mögliche Szenarien seiner Beerdigung aus und versinkt in den absurdesten Tagträumen. Oliver weiß nicht ganz, wo er hingehört und hatte schon diverse Selbstfindungsphasen – darunter eine Hut-Phase und eine, in der er ausschließlich französische Schnulzen-Musik gehört hat. Jordana, die den gleichen Mantel wie er in rot trägt, holt ihn aus seiner Traumwelt heraus und stellt diese genauso schnell wieder auf den Kopf. Doch Oliver versucht zwischen dem Herzschmerz und der Ehekrise seiner Eltern cool zu bleiben, alle Probleme auf einmal zu lösen und die Kontrolle zu bewahren. Was natürlich nicht hinhaut. Und so kommt es, dass Oliver auch mal ins kalte Wasser springen muss.
Und diese Reise ist im Film sehr oft ein Roadtrip – weil es einfach, schnell und billig ist. In Fatih Akins Tschick, machen sich Maik und sein Mitschüler Tschick eines Nachmittages mit einem geklauten Lada Richtung Walachai. Dort wohnt Tschicks Großvater. Die gerade mal 14 Jahre alten Jungs haben weder einen Führerschein, noch genug Geld bei sich, und stürzen sich auf die Landstraßen. Gerade noch gelangweilt am Pool, sitzt Maik im nächsten Augenblick neben Tschick im geklauten Wagen – und die beiden entkommen ihrem Alltag als festgefahrene Außenseiter. Beide begeben sich auf eine Reise der Selbstfindung und treffen dabei auf Menschen, denen sie in ihrem normalen Alltag wohl nie begegnet wären. Am Ende entwickelt sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden, die ihren Platz neu gefunden haben.
Auch Christine, die darauf besteht Ladybird genannt zu werden, macht sich aus dem Staub – jedenfalls hat sie das fest vor. Die öde Kleinstadt trifft nicht mehr ihren Geschmack und sie blickt sehnsüchtig ihrem High-School-Abschluss entgegen. Sie bewirbt sich an Colleges, die weit weg von zu Hause liegen. Ihre Eltern finden das gar nicht mal so cool, aber Ladybird scheint das nicht wirklich zu interessieren. Vor dem heiß erwarteten Auszug stellt sich ihr Leben jedoch nochmal auf den Kopf: falsche Freunde, falscher Boy. Plötzlich fühlt sich Ladybird auch selbst falsch am Platz. Durch den Neuanfang auf der High-School scheint sie jedoch plötzlich zu verstehen, wo ihr Herz hingehört.
Teenager möchten auch mal in der Kulisse verschwinden: Zach Braff als Andrew in "Garden State"
Nicht alle stürzen sich kopfüber ins kalte Wasser oder flüchten in einem geklauten Auto aus der Tristesse des Alltags. Bei manchen findet diese Reise hauptsächlich im Kopf statt. In Garden State lebt Andrew Largeman alleine in seiner kühlen, weißen Wohnung in Los Angeles und wird durch einen Anruf seines Vaters aus der Großstadt-Tristesse in die bürgerliche Kleinstadt New Jersey zurückgeholt – ein vorrübergehender Tapetenwechsel. Auch wenn es bloß die Tapete seines alten Elternhauses ist. Völlig gefühlsleer scheint Andrew sein Schicksal und die Beerdigung seiner Mutter einfach hinzunehmen. Das Umfeld seiner Heimat New Jersey, in die er die letzten neun Jahre keinen Fuß mehr gesetzt hat, versetzt ihn zurück in seine frühen Teenager-Jahre. Er trifft auf alte High-School-Freunde, schleppt sich lethargisch zu öden WG-Partys und lässt alles um ihn herum einfach passieren - bis er sich zufällig verliebt. Sam ist zwar innerlich sehr unsicher aber lebhaft genug, um Andrew aus seiner monotonen Komfortzone herauszuholen. So durchleben die beiden in diesen vier Tagen ebenfalls eine Reise – eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es sind die kleinsten, größten Abenteuer für Andrew seit Langem.
NS