Der Ehrenoscar, den etwa Walt Disney für die Erfindung von Mickey Mouse überreicht bekam, gilt ein bisschen als Preis für herausragende Persönlichkeiten der Filmbranche, die trotz ihrer künstlerischen Ausnahmeleistungen nie einen "normalen" Oscar gewannen. David Lynch war bislang dreimal in der Kategorie Beste Regie nominiert: 1981 für Der Elefantenmensch, 1987 für Blue Velvet und 2002 für Mulholland Drive. 1981 stand er zudem in der Auswahl für das Beste adaptierte Drehbuch zu Der Elefantenmensch. Gewonnen hat er allerdings nicht.
Elefantastisch und abseits des Mainstreams: David Lynchs surrealistische Filmwelten
Seit 10 Jahren werden die Ehrenoscars nicht mehr in der regulären Oscar-Verleihung übergeben sondern einige Monate zuvor. Gestern, am 27. Oktober 2019 war es für Lynch soweit. Der Regisseur, der mit seinem Werk der Traumfabrik Hollywood kritisch gegenübersteht, und der dennoch für einige der einprägsamsten Geschichten und Bilder im US-amerikanischen Kino sorgte, erhielt den Award für sein Lebenswerk. Neben ihm wird auch die italienische Regisseurin Lina Wertmüller ausgezeichnet, die bei manchen vielleicht schon in Vergessenheit geraten ist und ebenfalls stets abseits des Mainstreams ihre Arbeit verrichtet. Geehrt werden außerdem die Schauspieler*innen Wes Studi und Geena Davis, die als einzige bereits zuvor einen Oscar ergattern konnte.
Manche Bilder aus dem Gesamtwerk David Lynchs verfolgen einen besonders intensiv
Bedeutet die Auszeichnung für das Lebenswerk nicht immer auch so etwas wie einen Schlussstrich? Für David Lynch sicherlich nicht. Doch er sieht seine Zukunft eher im TV, weil dort anders als in Hollywood keine Blockbuster erwartet würden. Natürlich hat er mit der bahnbrechenden Serie Twin Peaks die Latte für ambitionierte Fernsehunterhaltung selbst sehr hoch gelegt, und es ist kaum verwunderlich, dass sich hartnäckig Gerüchte über eine vierte Staffel der legendären Mystery-Show halten. Aber das mediale Multitalent – Lynch malt, musiziert und transzendiert – ist sicher weiterhin für Überraschungen gut. Und solange es keine neuen Produktionen gibt, kann man sich mit der gerade neu erschienenen David Lynch Complete Film Collection von ARTHAUS ins Oscar-prämierte Opus und viele Extras vertiefen. Als hätten wir es geahnt…
WF