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David Lynch

Biographie
Filmografie

Universalkünstler voller Rätsel

Der 1946 in Missoula im US-Bundesstaat Montana geborene David Keith Lynch kann wohl nur mit dem Begriff des Universalkünstlers treffend beschrieben werden. Neben seiner Tätigkeit als Filmregisseur und -produzent, Drehbuchautor und Schauspieler ist er auch Komponist und Sounddesigner, Fotograf, Maler, Skulpturist, Lithograf und Möbeldesigner. Insbesondere hat er sich einen Namen als eigenwilliger Schöpfer düsterer, surrealistischer Bilderwelten gemacht, die nicht selten das unter der Oberfläche schlummernde Abgründige, Obsessive, Krankhafte zum Vorschein bringen.

Durch die Arbeit von Lynchs Vater, einem Agrarwissenschaftler beim US-Landwirtschaftsministerium, war die Familie zu häufigen Umzügen gezwungen und blieb selten lang an ein- und demselben Ort. Erst 1960 ließen sich Lynchs Eltern mit ihren drei Kindern in Alexandria, Virginia, nieder, wo David seinen Highschool-Abschluss machte. Danach wollte er Maler werden und schrieb sich 1966 an der Pennsylvania Academy of the Fine Arts in Philadelphia ein, wo er auch sein Interesse am Film verfolgte und als Abschlussarbeit den Kurzfilm Six Men Getting Sick einreichte. Dank seines nächsten Kurzfilms The Alphabet erhielt Lynch ein Stipendium beim American Film Institute in Beverly Hills. Dort begann er 1971 die Arbeit an seinem Erstlingswerk in Spielfilmlänge, Eraserhead, der 1977 erschien und als Midnight Movie – ein Phänomen der US-Kinos in den 1970er Jahren, als speziellen Indie-Produktionen in Spätvorstellungen ab Mitternacht die Möglichkeit geboten wurde, ihren Weg zum Nischenpublikum zu finden – inzwischen zum Kultfilm avanciert ist.

Durch Eraserhead wurde unter anderem der Produzent Mel Brooks auf Lynch aufmerksam und bot diesem die Regie von Der Elefantenmensch (1980) an, der von Kritikern und Publikum gleichermaßen gefeiert wurde und insgesamt acht Oscar®-Nominierungen erhielt. Sowohl von Liebhabern des Genrekinos als auch vom Massenpublikum geschätzt, hatte Lynch sich innerhalb weniger Jahre einen derart hohen Prestigewert erarbeitet, dass er es sich sogar leisten konnte, das Angebot der Regie von Die Rückkehr der Jedi-Ritter abzulehnen. Stattdessen verfilmte er das aufwändige Sci-Fi-Epos Dune – Der Wüstenplanet (1984) nach der gleichnamigen Saga von Frank Herbert, an dem sich schon Mitte der 1970er Jahre der chilenische Regisseur Alejandro Jodorowsky erfolglos abgearbeitet hatte. Doch auch Lynch gelang keine erfolgreiche Adaption des meistverkauften Science-Fiction-Romans aller Zeiten, sowohl künstlerisch als auch kommerziell stellte sich das gigantische und kostspielige Projekt als Misserfolg heraus.

Langfristig erfuhr Lynchs Karriere dadurch jedoch keinen bleibenden Schaden. Denn mit der 90er-Jahre-Kultserie Das Geheimnis von Twin Peaks (1990-1991), die er 2017 vollendete, sowie den Mystery-Thrillern Blue Velvet (1986), Lost Highway (1997), Mulholland Drive (2001) und Inland Empire (2006) prägte er seinen ganz eigenen Stil, von dem sich der mittlerweile gängige Begriff „lynchesk“ abgeleitet hat. Eine besondere, inzwischen seit Jahrzehnten andauernde künstlerische Beziehung verbindet Lynch mit dem Komponisten Angelo Badalamenti, der an jedem seiner wichtigen Filmprojekte sowie der bahnbrechenden TV-Serie Serie Twin Peaks maßgeblich beteiligt war und mit dem er unter anderem einen experimentellen Konzertfilm drehte, in dem neben Julee Cruise, der Sängerin des Twin Peaks-Titelsongs, auch Nicolas Cage und Laura Dern zu sehen sind.

Nach einer Reihe verstörender surrealistischer Traumwelten und dem brutalen Roadmovie Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula (1990), das in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, vollzog Lynch am Ende der 90er Jahre eine radikale Kehrtwende. Mit seinem im Grunde ‚experimentellsten‘ Film The Straight Story (1999) bewies er, dass er auch einer durchweg geradlinig und in gedehntem Tempo erzählten Geschichte ohne jegliche Form von Erotik oder Gewalt seine eigene Handschrift verleihen und dennoch ein gänzlich anderes Publikum ansprechen kann als beispielsweise mit Eraserhead. In der 2017 erschienen biografischen Dokumentation The Art Life unter der Regie von Jon Nguyen gibt der enigmatische Lynch sehr persönliche Einblicke in seine Kindheit und seinen Werdegang hin zum Preisträger des Ehren-Oscars, der ihm 2020 verliehen wurde. Und doch wird es wohl nie gelingen, ihn und seine Werke vollständig zu entschlüsseln.

Inland Empire (2006)
Mulholland Drive (2001)
The Straight Story – Eine wahre Geschichte (1999)
Lost Highway (1997)
Twin Peaks - Der Film (1992)
Wild at Heart - Die Geschichte von Sailor und Lula (1990)
Blue Velvet (1986)
Dune - Der Wüstenplanet (1984)
Der Elefantenmensch (1980)
Eraserhead (1977)

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