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Sex, Folk & Rituale: The Wicker Man wird 50

Das Regiedebüt von Robin Hardy aus dem Jahr 1973 will sich nicht entscheiden, ob es Musical, Horrorfilm, Krimi, Satire oder Softporno sein will. Gerade diese krude Mischung macht The Wicker Man mit Christopher Lee und Edward Woodward noch immer zu einem Ereignis. Zum 50. Geburtstag erscheint der Film restauriert in diversen Editionen.

Filmgeschichten/Kennen Sie den schon …?

21. September 2023

Als sich Ari Asters Midsommar 2019 zum Publikums-Hit entwickelte, tauchte ein Film in vielen Kritiken als Referenz auf: The Wicker Man von Robin Hardy, nach einem Drehbuch von Anthony Shaffer. Selbst Ari Aster machte keinen Hehl daraus, dass er ein großer Fan des Horror-Klassikers ist. Er sagte in einem Interview mit dem Filmmagazin "Empire" über The Wicker Man: "Es ist ein fantastischer Film mit fantastischen Performances." Aster habe aber bei Midsommar versucht, "auf The Wicker Man zu verweisen, um gewisse Erwartungen zu wecken, um dann plötzlich abzubiegen und etwas überraschendes passieren zu lassen." Auch wenn ihm das gelungen ist, muss man feststellen, dass The Wicker Man in Sachen Überraschungen und seltsamen Szenen einen gewissen Vorsprung hat. Der "Guardian" schriebt sehr treffend über einen direkten Vergleich: "The Wicker Man out-weirds and out-wilds its younger cousin." Gleiches gilt auch im Vergleich zur Serie The Third Day mit Jude Law, die 2020 erschien und ebenfalls eindeutige Wicker Man Vibes hat.

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Die Geschichte von The Wicker Man ist schnell erzählt: Der tiefreligiöse Polizeibeamte Neil Howie (Edward Woodward) reist allein auf die abgelegene, schottische Insel Summerisle. Dort sei ein zwölfjähriges Mädchen verschwunden, wie ihm in einem anonym versendeten Brief erklärt wurde. Woodward merkt schnell, dass er nicht willkommen ist. Die Bewohner*innen der Insel erkennen seine staatliche Autorität als Polizist nicht an, lügen ihm grinsend und sehr offensichtlich ins Gesicht und verweisen ihn immer wieder an Lord Summerisle (Christopher Lee), der weit mehr als der örtliche Adelige ist.

Lord Summerisle zeigt sein wahres Gesicht. © Kinowelt GmbH

Lord Summerisle zeigt sein wahres Gesicht. © Kinowelt GmbH

Woodward sieht immer wieder Dinge, die ihn irritieren und schockieren: Die gesamte Insel hat mit dem Christentum nichts am Hut und huldigt heidnischen Ritualen und Fruchtbarkeitsriten. Ein junges Paar hat am helllichten Tage auf einer Wiese vor der Dorfkneipe Sex. Junge Frauen tanzen nackt zwischen phallischen Steinsäulen um ein Feuer herum. Und als die hübsche Tochter des Pub-Besitzers (gespielt von Bond-Girl Britt Ekland) lautstark Sex mit einem jungen Verehrer in ihrem Zimmer hat, singt der komplette Pub und gibt den Rhythmus vor. Während Sergeant Howie glaubt, ein leidlich vertuschtes Verbrechen aufzuklären, wird er in Wahrheit mit großer Freude von der gesamten Insel verarscht und auf falsche Fährten geschickt. Bis die Geschichte am Mai-Feiertag beim großen Opfer-Ritual zu einem überraschenden und brutalen Ende kommt.

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The Wicker Man schunkelt dabei mit großer Freude durch diverse Filmgenres. Obwohl er als Horror-Klassiker gilt und vor allem das Setting, die Tierkostüme und die verschlagenen Inselbewohner*innen durchaus zum Gruseln einladen, gibt es viele Szenen, die einen völlig aus dem Tritt bringen. Zum Beispiel, wenn der Film plötzlich zu singen beginnt und immer wieder sehr charmante, folkige, zotige Lieder erklingen. The Wicker Man will sich einfach nicht entscheiden, ob er Musical, Horrorfilm, Krimi, Satire oder Softporno sein will. So ergeht es einem auch vor dem Fernseher: Fiebert man wirklich mit Sergeant Hardy, dass er das Rätsel lösen kann? Oder amüsiert man sich nicht eher über ihn, weil er – pardon – einen Stock im Arsch hat und die Inselbewohner*innen erfrischend freigeistig wirken in Sachen Sexualität und Moral? Andererseits: Ist Lord Summerisle nicht auch ein ziemlich verschlagener Geselle und die gesellschaftliche Ordnung der Insel bisweilen recht chauvinistisch?

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Genau diese Fragen sind es – in Verbindung mit den fantastischen Settings, Liedern und Kostümen – die The Wicker Man erstaunlich gut haben altern lassen. Und das, obwohl er in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert.

Um diesen zu zelebrieren, gibt es den Film ab sofort in 4K restauriert und mit umfangreichem Bonusmaterial inklusive komplett neuer Extras. Im limitierten 4er UHD Steelbook und der Doppel-Blu-ray sind alle drei Schnittfassungen des Films enthalten: Kinofassung (ca. 88 min), Director's Cut (ca. 100 min) und Final Cut (ca. 93 min). Alle Infos dazu finden Sie hier.

DK

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