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Was ihr vielleicht noch nicht über Reservoir Dogs wusstet

Reservoir Dogs machte den nerdigen Drehbuchautoren und Hollywood-Jobber Quentin Tarantino 1992 zum neuen Regie-Hot-Shot. Wir schauen auf obskure Fakten aus seiner Entstehungszeit.

01. Dezember 2022

1. Die Sache mit Dolph Lundgren und der Hundescheiße

Neben Tarantinos mythologisierten Job in der Videothek "Video Archives", wo er sechs Jahre lang für ungefähr 200 Dollar die Woche arbeitete, versuchte Tarantino schon länger in Hollywood Fuß zu fassen, bevor es ihm mit Reservoir Dogs schließlich gelang. Sein Wohnort Manhattan Beach liegt direkt am Pazifik im Los Angeles County, gut 40 Autominuten von Hollywood entfernt. Tarantino strebte immer wieder in diese Richtung, versuchte es mit Produktionsjobs und dem, was er in Interviews gerne "eine verdammt erfolglose Schauspielerkarriere" nannte. Sein erster Job als Produktions-Assistent, der ihn in die Credits brachte, war ein Drei-Minuten-Clip, der den Namen "Dolph Lundgren – Maximum Potential" trägt. Ein trashiges Trainings-Video mit einem perfekt geföhnten Action-Helden, der am Anfang in die Kamera raunt: "Hm, nature. It’s really amazing." So "amazing" fand Lundgren einige Dinge in dieser Natur allerdings nicht. Damit seine Trainingsschuhe auf dem Weg vom Parkplatz zum Drehort nicht schmutzig wurden, ließ er einen Produktions-Assistenten jeglichen Müll und meistens auch einige Haufen Hundescheiße entfernen. Das war Tarantinos Job.

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2. Dankt den Golden Girls für Reservoir Dogs!

Dieser Satz stammt von Jimmy Fallon, er sagte ihn 2020 auf dem Sofa der "Tonight Show". Dort erzählte Tarantino nämlich diese Geschichte: "Einer der seltenen Jobs, die ich ergattern konnte – und zwar nicht durch ein wundervolles Vorsprechen, sondern einfach, weil man mein Foto geschickt hatte und dort jemand sagte: ‚Den Typ nehmen wir!" – war als Elvis Double in einer Folge der Golden Girls." Tarantino hatte, wie er ebenfalls erzählt, in den 80ern eine Elvis- und Rockabilly-Phase und sei sogar zum gleichen Friseur gegangen wie Rockabilly-Star Brian Setzer. Tarantino ist eines von einem guten Dutzend Elvis-Doubles, die in der Doppelfolge "Sophia’s Wedding" zum Einsatz kommen. Aber: Der Assi-Job für Dolph Lundgren und die stetig hereinkommenden "Residuals" – Zahlungen an die Schauspieler:innen, die bei Wiederholungen ausgeschüttet werden – gaben Tarantino zum ersten Mal in seinem Leben ein klein wenig Sicherheit, damit er weniger jobben und mehr schreiben konnte. Die Golden Girls-Folge war so beliebt, dass sie später in einem Best-of gezeigt wurde – was ebenfalls kleine Zahlungen für Tarantino bedeutete. "Ich bekam so ca. 650 Dollar für die eigentliche Folge", erzählt Tarantino bei Fallon, "aber zu der Zeit, als die Residuals durch waren, gut drei Jahre später, hatte ich daran 3000 Dollar verdient." Für Tarantino, der bis zum Ende seiner Zwanziger das war, was er ein "minimum wage kid" nannte, war das ein Haufen Geld. "Es hielt mich in der Pre-Production-Phase von Reservoir Dogs über Wasser."

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3. Titel und Idee entstanden im "Video Archives"

Die Inspiration, mit Reservoir Dogs seine ganze eigene Version eines Heist Movies zu schreiben, hat Tarantino seiner Arbeitsstätte "Video Archives" zu verdanken. In einem Interview mit dem britischen Filmmagazin "Empire" kurz nach Release des Films, erzählte Tarantino: "Als ich in der Videothek arbeitete, hatten wir ein Regal, das ich wie ein Filmfestival kuratierte. Jede Woche gab es ein neues Thema: die David-Carradine-Woche oder die Nicholas-Ray-Woche oder die Swashbuckler-Filme. Einmal hatte ich das Thema Heist Movies mit Filmen wie ‚Rififi‘ und ‚Topkapi‘ und ‚Die Thomas Crown Affaire‘. Ich fing an, sie mit nach Hause zu nehmen und während ich dann jeden Abend mindestens einen Heist Movie sah, wurde mir klar, was für eine tolle Idee es wäre, das Genre neu anzugehen." Es sei eben eine Tatsache, dass er diese Filme liebe: "Also dachte ich mir: Dann schreibe ich eben meinen eigenen." Im Mittelpunkt stand dabei schon ganz am Anfang die Idee, den Film nicht während des Raubs anzusetzen, sondern beim Zusammentreffen der Beteiligten unmittelbar danach. So ist dann auch der seltsam anmutende Titel Reservoir Dogs eine Hommage an Tarantinos prägende Jahre unter den Kund:innen und Kolleg:innen von "Video Archives". Diese Worte sagte nämlich ein wütender Kunde nach einer Beratung von Tarantino. Dieser wollte den Film "Au revoir, les enfants" von Louis Malle empfehlen, worauf der Kunde wütend und/oder scherzhaft entgegnete: "I don’t want no fucking Reservoir Dogs!" Auf die Frage, warum er den Titel für sein Regie-Debüt wählte, sagte Tarantino später in einem Interview: "Er passt einfach perfekt zu diesen Typen. Sie sind verdammte Reservoir Dogs, was auch immer das bedeuten mag."

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Reservoir Dogs ist soeben in 4K restauriert bei Arthaus erschienen - u. a. in dieser Limited Steelbox Edition:

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