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In Liebe lassen: Abschied vom Leben

Emmanuelle Bercots Drama mit Catherine Deneuve berührt durch den offenen und sensiblen Umgang mit der Geschichte eines todkranken Schauspiellehrers – und gibt dem Thema Sterbebegleitung eine Bühne.

13. April 2022

Der Tod spielt eine große Rolle im Kino, das Thema Sterben ist dagegen weitaus weniger präsent. Aber mit dem einfühlsamen Drama In Liebe lassen nähert sich Regisseurin Emmanuelle Bercot Fragen nach dem tieferen Sinn des Lebens und darüber, wie man diese Fragen beantwortet, wenn man weiß, dass man bald sterben muss. Im Mittelpunkt das Schicksal des Schauspiellehrers Benjamin. Er ist unheilbar an Krebs erkrankt, und mit der Diagnose (und der Mitteilung durch den Arzt) beginnt für uns als Zuschauer*innen seine Geschichte, in deren Verlauf er seine eigene Lebensgeschichte einzuordnen und sich mit dem nahenden Tod zu arrangieren versucht. Keine einfache Angelegenheit. Die Bühne erhält in diesem Prozess eine nicht unerhebliche Funktion. Während der Theaterproben wühlt die Kunst Tatsachen aus Benjamins Lebensrealität auf – das sind therapeutische Momente und Schlüssel zu den Emotionen, die er viel zu lange im Herzen eingesperrt hatte. Benoît Magimel verkörpert grandios die Wandlung der Figur und lässt das Publikum empathisch teilhaben. An seiner Seite Catherine Deneuve als fürsorgliche Mutter, die ebenfalls lernen muss, mit der Situation umzugehen.

Dr. Eddé und Benjamin © Studiocanal

Dr. Eddé und Benjamin © Studiocanal

Im Gespräch mit der Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, Prof. Dr. Claudia Bausewein, haben wir auch solche Aspekte in den Blick genommen, gerade deswegen, weil Emmanuelle Bercot sie in In Liebe lassen nicht außen vor lässt: Was bedeutet die Sterbebegleitung für die Angehörigen, die betreuenden Mediziner*innen und das Pflegepersonal? Wer sich nach dem Film weiter mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dem sei auch unser Q&A samt Zuschauer*innenfragen mit Claudia Bausewein und anderen Expert*innen empfohlen, das am 23. Januar 2022 stattgefunden hat.

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In Liebe lassen ist ein emotionales Filmerlebnis, jedoch wird nicht einfach auf die Tränendrüse gedrückt. Regisseurin Emmanuelle Bercot sensibilisiert das Publikum dafür, sich offen mit etwas auseinanderzusetzen, das uns alle auf verschiedene Art angeht – mit dem Sterben. Im Ensemble greift sie für die Figur des Onkologen Dr. Eddé auf einen Darsteller zurück, der im echten Leben Palliativmediziner ist – und führt damit eine authentische Ebene ins erfundene Geschehen ein. Wir lernen dadurch Alltägliches und empfinden letztlich eine tiefe Erkenntnis: Es geht nicht nur darum, sich mit dem Tod abzufinden, Benjamin möchte mit dem Leben auf versöhnliche Weise abschließen und die Menschen um ihn herum müssen den Abschied als einen festen Bestandteil des Lebens anerkennen – ob aus beruflicher oder privater Perspektive. Es steckt eine universelle Wahrheit in diesem besonderen und bewegenden und feinfühlig inszenierten Drama.

WF

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