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Bild zu Catherine Deneuve: Wahre Schönheit

Catherine Deneuve: Wahre Schönheit

Am 22. Oktober 1943 wurde in Paris mit Catherine Deneuve eine der größten Filmschauspielerinnen geboren. Wir gratulieren zum Geburtstag und fragen uns: Was ist ihr Geheimnis?

Persönliches/Aus gegebenem Anlass

22. Oktober 2019

In Jean-Pierre Melvilles Heist-Movie Der Chef aus dem Jahr 1972 spielt Catherine Deneuve ihre vermeintliche Paraderolle: die geheimnisvolle Schönheit Cathy. Allerdings ist sie nicht nur mit so unwiderstehlichen wie undurchschaubaren Blicken in den leicht missglückten Überfall auf eine Bank verwickelt, der eigentlich bloß zur Vorbereitung auf einen größeren Coup dient. Als Krankenschwester verkleidet schleicht sich Cathy ins Hospital und bringt mittels einer tödlichen Injektion den im Schusswechsel verletzten Bankräuber zur Strecke, bevor er singen und die Namen seiner Komplizen ausplaudern kann – glitzernden Schmuck und kostbaren Pelz hat sie zu diesem Anlass gegen eine schneeweiße Uniform eingetauscht. Die reine Unschuld. Dabei steht sie im Leben zwischen zwei Männern denen sie nichts vormachen kann. Da ist zum einen Gangsterboss Simon, zum anderen der mit ihm gut bekannte und von Alain Delon verkörperte Kommissar Edouard Coleman. Beide sind in Cathy verliebt – ihr Herz scheint die wahre Beute der Konkurrenten zu sein. In der Ménage-à-trois ist sie jedenfalls die unergründliche Femme Fatale – ausgestattet mit den klassischen Waffen der Frau. Die Beziehung zwischen dem Kommissar und ihr bleibt letztlich ein Geheimnis.

Nicht nur mit Blicken in ein Verbrechen verwickelt: Deneuve als Gangsterbraut

Nicht nur mit Blicken in ein Verbrechen verwickelt: Deneuve als Gangsterbraut

Catherine Deneuve, die Geheimnisvolle, galt in Frankreich zunächst als "die kleine Schwester". Sie stammt aus einer Schauspielerfamilie und wurde von ihrer älteren Schwester Françoise Dorléac an die Welt des Films herangeführt. Ihren ersten großen Erfolg feierte sie in Jacques Demys Musicalfilm Die Regenschirme von Cherbourg. Eine tragische Liebesgeschichte, in der die Deneuve ihr gewisses Etwas, von dem sie in jeder der folgenden weit über 100 Rollen wenigstens einen Hauch verströmte, schon vollkommen ausspielen konnte. Diese perfekte Oberfläche, der man nicht über den Weg trauen kann, da sie vor allem die eigenen Untiefen kaschiert. Jeder ihrer Blicke scheint dies zu betonen. Mit Demy verbindet Catherine Deneuve eine weitere positive Erfahrung aber auch eine schreckliche Erinnerung. 1967 brillierte sie in dessen Meisterwerk Die Mädchen von Rochfort an der Seite ihrer Schwester. Unvergesslich die furiosen, gemeinsamen Tanz- und Gesangsszenen von Deneuve und Dorléac. Es sollte jedoch die letzte Gelegenheit für ein Familientreffen auf der Leinwand sein. Françoise Dorléac kam bei einem Autounfall ums Leben – und Catherine Deneuve streifte das Etikett der "kleinen Schwester" allmählich ab.

Geneviève aus Cherbourg gilt heute als Krone ihrer darstellerischen Schöpfung

Geneviève aus Cherbourg gilt heute als Krone ihrer darstellerischen Schöpfung

Während die biedere Geneviève aus Die Regenschirme von Cherbourg bis heute als Krone ihrer Schöpfungen gilt, verwandelte sie sich in den folgenden Jahren auch mal in das Subjekt oder Objekt heftigster Begierde – wie etwa in Buñuels Belle de Jour - Die Schöne des Tages – und wurde zum Gegenstand wilder Spekulationen um ihre sexuelle Ausrichtung, die sie Rollen wie der lesbischen Marie in Zig-Zag zu verdanken hat. Die Dialektik von Unschuld und Untiefe in Catherine Deneuves Erscheinung kam aber bereits zehn Jahre zuvor in Polanskis Ekel zum Vorschein. Dort lernen wir im letzten und absolut unvergesslichen Bild des Films, wie sehr diese Frau ihr Leben lang mit frühesten Rollenzuschreibungen zu kämpfen hat. Vor der Kamera freilich hat sich Catherine Deneuve mit den Jahren freigespielt. Die 1980er und 90er verliefen vielleicht nicht ganz so spektakulär wie die 1960er und 70er. Aber das neue Jahrtausend begann für sie wie ihre steile Karriere überhaupt mit einem phantastischen Musical – Lars von Triers Dancer In The Dark.

Unter außergewöhnlichen "8 Frauen" die wohl außergewöhnlichste: Catherine Deneuve

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Weitere Triumphe feierte sie in den anspielungs- und facettenreichen Kunststücken des François Ozon. In 8 Frauen mit Referenz an die Untiefen, in Das Schmuckstück mit Blick auf die Oberflächlichkeit. Nicht nur Demy oder Ozon beließen es nicht bei einer einmaligen Zusammenarbeit – wahre Schönheit benötigt eben Raum und Zeit, um sich zu entfalten. Auch Luis Buñuel drehte ein zweites Mal mit Catherine Deneuve, nämlich das Gesellschaftsdrama Tristana. Kein Wunder, schließlich kann man von Catherine Deneuves Ausstrahlung nie genug bekommen, ist sie doch stets diejenige, die sie vorgibt zu sein – aber dabei ganz sie selbst. Auch das Publikum lässt sich gerne von ihr täuschen und in ihren natürlichen Bann ziehen. Ob von der jungen Catherine oder von der gereiften Persönlichkeit, die uns in Zukunft hoffentlich noch oft überraschen wird.

WF

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