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Bild zu Renato Casaro im Interview: "Ich habe mein Talent mit meiner Liebe zum Kino verbunden."

Renato Casaro im Interview: "Ich habe mein Talent mit meiner Liebe zum Kino verbunden."

Der Illustrator und Künstler Renato Casaro malte das originale Kinoposter für Red Sonja – jenem 80er-Kultfilm, in dem Brigitte Nielsen und Arnold Schwarzenegger die Schwerter schwingen. Für die Veröffentlichung der in 4K restaurierten Version malte er ein neues Motiv. Wir sprachen mit ihm darüber – und über seine Liebe zum Film.

Persönliches/Gespräche 21. Juli 2022

Wenn man sich das Oeuvre des italienischen Künstlers Renato Casaro so anschaut, merkt man schnell, wie er die Kinogeschichte mit seinen Arbeiten geprägt hat. Casaro, der 1935 in Treviso geboren wurde, malte dutzende kunstvolle Filmposter, von denen einige heute Kultstatus genießen. Direkt nach der Schule machte Casaro erst eine Grafik-Design-Ausbildung und begann mit 17 Kinomotive zu malen – im Tausch gegen freien Eintritt. Dieser Job stellte die Weichen für seine weitere Laufbahn. Renato Casaro malte zum Beispiel die Plakate für Angel Heart, Conan der Zerstörer, Es war einmal in Amerika, zahlreiche Filme mit Bud Spencer und Terrence Hill, Dune – der Wüstenplanet, Die unendliche Gesichte II, Running Man, Rambo II und III, Flash Gordon, Für eine Handvoll Dollar – und eben: Red Sonja.

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Der Kultfilm mit Brigitte Nielsen und Arnold Schwarzenegger ist in dieser Woche restauriert in 4K neu veröffentlicht worden – und Casaro hat dafür noch einmal die Welt von Red Sonja bereist und ein wundervolles Artwork erschaffen. Außerdem gibt es auf der Special Edition auch die Dokumentation Renato Casaro - The Last Movie Painter zu sehen. Wir durften ihm ein paar Fragen stellen zum Release und zeigen die Entstehung der neuen Motive.

Renato Casaro zeichnet zunächst Skizzen verschiedener Motive. Haben er und seine Auftraggeber sich für ein Motiv entschieden, arbeitet er es aus. © Renato Casaro

Renato Casaro zeichnet zunächst Skizzen verschiedener Motive. Haben er und seine Auftraggeber sich für ein Motiv entschieden, arbeitet er es aus. © Renato Casaro

Herr Casaro, Filme und Kinoposter haben schon sehr früh in ihrem Leben eine Rolle gespielt. Können Sie sich an den Moment erinnern, in dem sie sich in diese Kunstform verliebt haben?
Schwer zu sagen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin dafür geboren worden. In meiner Kindheit und Jugend gab es nur das Kino als Entertainment, es war also recht einfach, sich in große Filme zu verlieben. Außerdem hatte ich das Talent, gut malen zu können. Ich habe mein Talent mit meiner Liebe verbunden – und heraus kamen: Filmposter.

Das "Cinema Garibaldi" in ihrer Heimat spielte eine große Rolle in ihrer Karriere. Wie kam es dazu?
Dieses Kino war meine kleine Traumfabrik zu Beginn meiner Karriere. Dort hatte ich meine ersten Kinoerlebnisse. Ich habe für sie meine ersten Filmbilder gemalt, um freien Eintritt zu bekommen.

Welche Künstler würden sie als Inspiration für ihre Arbeiten nennen?
Da gab es im Laufe der Jahre vielfältige Einflüsse, zum Beispiel die italienischen Kinoposter-Maler der 60er wie Luigi Martinati oder Alfredo Capitani. Norman Rockwell und Caravaggio würde ich aber ebenso dazu zählen.

Filmplakate malt er nur noch, wenn ihn das Thema interessiert und er den Film gut findet. Bei "Red Sonja" sah Renato Casaro beides gegeben. © Renato Casaro

Filmplakate malt er nur noch, wenn ihn das Thema interessiert und er den Film gut findet. Bei "Red Sonja" sah Renato Casaro beides gegeben. © Renato Casaro

Wie war die langjährige Zusammenarbeit mit Dino de Laurentiis für Sie?
Sehr gut auf allen Ebenen. Er liebte meine Arbeiten und wir haben uns zu jeder Zeit komplett verstanden und vertraut. Dino de Laurentiis ist übrigens ein gutes Beispiel für einen "Indie"-Produzenten, der später großartige Filme wie Waterloo und Die Bibel machte. Außerdem entdeckte er den jungen Schwarzenegger für Conan, die junge Madonna und viele viele mehr. Das hatte mit B-Movies nachher nichts mehr zu tun.

Mit ihren Bildern hatten sie großen Einfluss darauf, wie das Publikum Filmcharaktere wie Bud Spencer und Terrence Hill, Rambo, Conan und Red Sonja sieht. Was war das beste Feedback, dass Sie für Ihre Poster bekommen haben?

Das beste Feedback waren immer die Zahlen an den Kinokassen. Stimmten die Box Office-Zahlen, waren alle happy.

Sie waren immer wieder in Hollywood – zu einer Zeit, als die Branche sozusagen im „Big Spender“-Modus war. Was war die faszinierendste oder bizarrste Begebenheit in dieser Zeit für Sie?

Hollywood war und ist noch immer faszinierend und bizarr zugleich. Als einer der weniger Europäer, die dort für die großen Studios arbeiteten, war ich vor allem vom Grad der Professionalität und von der Höhe der Budgets beeindruckt, die in so einen Film flossen. Das war ein komplett andere Welt. Das größte Kompliment, dass ich in Hollywood bekommen habe, war als mir der PR-Boss von Buena Vista sagte, ich sei einer der "Top 5"-Künstler in der Welt, wenn es um Filmposter geht. Das hat sich für mich schon recht bizarr angefühlt.

Das fertige Motiv ist mal wieder ein echtes Kunstwerk. Renato Casaro weiß aber trotzdem was bei seiner Arbeit vor allem zählte. Er sagt: "Das beste Feedback waren guten Zahlen an der Kinokasse. Dann waren alle happy." © Renato Casaro

Das fertige Motiv ist mal wieder ein echtes Kunstwerk. Renato Casaro weiß aber trotzdem was bei seiner Arbeit vor allem zählte. Er sagt: "Das beste Feedback waren guten Zahlen an der Kinokasse. Dann waren alle happy." © Renato Casaro

Sie haben auch das Plakat für Dune gemalt – natürlich von der Produktion von Dino de Laurentiis mit David Lynch als Regisseur. Im letzten Jahr, als der neue Dune kam, gab es viele Diskussionen darüber, welche Version denn nun die spannendere sei. Was ist ihre Meinung dazu?
Ein Remake lädt ja immer zu einem Vergleich mit dem Original ein. Ich bevorzuge natürlich den Film von Dino de Laurentiis und würde auch mein Filmplakat vorziehen. Mein handgemaltes, von Herzen kommendes Bild und die kühle, digitale Version von heute, erscheinen mir wie eine sehr interessante Konfrontation.

Vor einigen Jahren sagten Sie mal, sie würden keine Filmplakate mehr malen wollen. Für unser Red Sonja-Comeback haben Sie anscheinend eine Ausnahme gemacht. Das freut uns natürlich, aber wie kam es dazu?
Diese Aussage ist einfach missverstanden worden. Ich male immer noch gerne Filmplakate – aber nur wenn mich das Thema reizt und mir der Film gefällt. Das war bei Red Sonja gegeben.

Sie haben dutzende Plakate gemalt, viele von ihnen werden von Kinofans geradezu kultisch verehrt. Haben sie einen persönlichen Favoriten?
Es ehrt mich sehr, dass viele Menschen meine Bilder so schätzen. Mit persönlichen Favoriten ist es bei eigenen Arbeiten immer so eine Sache. Das wäre ja genauso, als würde man ein "Lieblingskind" haben. Aber ich mag The Sheltering Sky – Himmel über der Wüste sehr. Da habe ich die Essenz des Films mit meinem Motiv sehr gut getroffen, auch wenn das nicht einfach war.

Letzte Frage: Für welchen Film hätten Sie denn gerne das Plakat gemalt, durften aber nicht?
Thelma & Lousie!!!

Das hätten auch wir gerne gesehen. Herr Casaro, wir danken Ihnen für diese Gespräch.

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