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Top 5: Wim Wenders als Fan

Wim Wenders ist nicht nur ein großer Filmemacher, sondern auch ein bekennender Fan von Musiker:innen, Regisseur:innen, Künstler:innen. Wie kaum ein anderer seiner Zunft verneigt er sich mit seiner Arbeit vor den Menschen, deren Kunst er schätzt. Sei es als Regisseur (beim Buena Vista Social Club) – oder auch mal als Labelboss (der Berliner Band Infamis). Hier kommen fünf herausragende Beispiele.

19. Oktober 2023

1. Anselm Kiefer

Fangen wir mit dem aktuellsten Beispiel an: In fantastischen 3D-Bildern hat Wim Wenders die Kunst und die Arbeit des deutschen Künstlers Anselm Kiefer ins Kino gebracht. Anselm: Das Rauschen der Zeit wirkt vor allem in der Verbindung von Kiefers Kunst, Wenders Neugierde, der Musik von Leonard Küßner und den fantastischen Aufnahmen. Dem NDR sagte Wenders, ihn habe vor allem Kiefers Kunst fasziniert: "Das ist ein Maler, wie es keinen anderen auf der Welt gibt, der hat vor nichts Angst, und der malt alles. Es gibt nichts, was er nicht malen würde. Er meint das Weltall, er malt unterirdisch, Natur, Mythen und Geschichten. Er ist ein Universalgenie."

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2. Buena Vista Social Club

Wim Wenders und Ry Cooders Verneigung vor den Altmeistern der kubanischen Musikszene bleibt einer der besten Musikfilme der letzten Jahrzehnte. Wenders begleitete seinen Musiker-Kumpel gut ein Jahr, nachdem das von Cooder angestoßene Album "Buena Vista Social Club" einen Grammy gewonnen hatte. So streift man mit dem wachsamen, stets melancholisch umherschweifenden Blick Wenders durch dieses außergewöhnliche Land und ist ganz nah dran an den großen kubanischen Musiker*innen Ibrahim Ferrer, Compay Segundo, Omara Portuondo, Rubén González und Eliades Ochoa. In jeder Sekunde dieses Filmes spürt man, wie sehr Wenders diese Musik und diese Atmosphäre liebt.

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3. Infamis

Der Autor dieses Textes hatte mal das Vergnügen, mit Wim Wenders und Infamis-Sänger René Schwettge zu sprechen. Ist Ewigkeiten her, aber Wenders, der die Band auf sein Label Wenders Music holte, war an dem Tag so dermaßen supportend für diese Berliner Band, die es bereits seit den 80ern gibt, dass diese Begeisterung in guter Erinnerung geblieben ist. Man sprach damals über das sehr gute Album "Im Western der Himmel". Dem Magazin Melodie und Rhythmus erzählte Wenders, wie er Infamis für sich entdeckt hatte: "Infamis wurde mir 2008 von einem Radiomoderator aus dem fernen San Francisco empfohlen, in dessen Sendung ich zu Gast gewesen bin, um über Musik zu sprechen. Am Schluss hat er mir eine EP der Band in die Hand gedrückt mit dem Hinweis, dass ich das kennen müsse. Und weil ich zu dem Zeitpunkt gemerkt hatte, dass man mit dem Mann gut über Musik reden konnte und dass er viel davon verstand, habe ich mir die EP angehört. Der Mann hatte Recht. Das musste ich kennen."

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4. Pina Bausch

Dass es Wenders Music überhaupt gibt, liegt übrigens an seinem Film über Pina Bausch, den er ebenfalls in 3D drehte und 2011 veröffentlichte. Niemand wollte den tollen Soundtrack zu Pina – Tanzt, tanzt sonst sind wir verloren veröffentlichen – also tat er es selbst. Der Film sollte eigentlich die Choreographin des Tanztheaters Wuppertal und ihr Ensemble portraitieren. Die Dreharbeiten sollten im September 2009 stattfinden. Bausch verstarb jedoch überraschend am 30. Juni des gleichen Jahren. Wenders stoppte erst jegliche Planungen und entschied dann, den Film mit ihrem Ensemble zu drehen und ihr zu widmen. Wenders kannte und schätzte Pina Bausch damals bereits seit 20 Jahren. Der taz sagte er: Wir haben jahrelang drüber geredet, diesen Film zu machen. Ich hätte auch jederzeit alles stehen und liegen lassen, um den Film zu machen, wenn ich nur gewusst hätte, wie. Wie man es besser machen konnte als herkömmliche Bühnenaufzeichnungen. Eine ständige Sorge von Pina war: Wie man ihre Tanzstücke so aufheben könnte, dass sie auch außerhalb der Aufführungen weiter existieren könnten. Sie konnte nicht mehr ihr ganzes Repertoire aufführen und jedes Jahr noch ein neues Stück dazu machen. Das wurde eine große Last in ihrem Leben.

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5. Yasujirō Ozu

Wim Wenders‘ Tokyo-Ga ist eine einzige, poetisch erzählte und gefilmte Liebeserklärung an den japanischen Regisseur Yasujirō Ozu und dessen Filme. Wie sehr Wenders dessen Arbeit inspiriert hat, erzählt er immer wieder aus dem Off in dieser außergewöhnlichen Dokumentation. Hier ein besonders treffender Part: "Ozus Filme erzählen mit äußerster Sparsamkeit der Mittel und auf das Allernotwendigste reduziert, immer wieder dieselben einfachen Geschichten. Von immer wieder denselben Menschen in derselben Stadt. Tokio. Diese Chronik von annähernd 40 Jahren zeichnet die Veränderung des Lebens in Japan auf. Ozus Filme handeln von einem langsamen Verfall der japanischen Familie und damit vom Verfall einer nationalen Identität, aber nicht indem sie mit Entsetzen auf das neue westliche oder amerikanische deuten, sondern, in dem sie mit einer distanzierten Wehmut den gleichzeitig stattfindenden Verlust beklagen. So japanisch diese Filme auch sind, so allgemeingültig sind sie zur gleichen Zeit. Ich habe darin alle Familien in aller Welt wiedererkennen können, auch meine Eltern, meinen Bruder und mich."

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