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Von Ozon lernen: Acht Tage die Woche Weltfrauentag

Gestern war Internationaler Frauentag. Aber eigentlich sollte jeden Tag Frauentag sein. Mindestens.

Filmgeschichten 06. März 2020

Beinahe 100 Jahre ist es her, dass der Internationale Frauentag zum ersten Mal am 8. März gefeiert wurde. Seine Ursprünge liegen noch einige Jahre vor 1921, bereits 1911 wurde der Emanzipation und dem Kampf um Gleichberechtigung ein eigener Festtag gewidmet – die Initiative ging damals von sozialistischen Gruppen aus.

Der französische Filmemacher François Ozon kann im Rückblick von einem ganz bestimmten Set-Sozialismus berichten, wenn er über seinen 2002 veröffentlichten Film 8 Frauen spricht – nicht nur wegen der fast gänzlichen körperlichen Abwesenheit des männlichen Opfers und dem hartnäckigen Fortbleiben des hier und da erwähnten Kommissars ein Whodunnit-Krimi der speziellen Sorte. Die acht weiblichen Hauptrollen besetzte Ozon nämlich mit großen Stars des internationalen und französischen Kinos, allen voran Catherine Deneuve, Isabelle Huppert und Fanny Ardant.

So hatte Ozon alle Hände voll zu tun, die Schauspielerinnen gleichberechtigt zu behandeln und keine in ihren Vorlieben und in ihrer Herangehensweise zu bevorzugen. Außerdem musste er einigen von ihnen die Sorge vor Schlüsselszenen des bunten Treibens voller schwarzem Humor nehmen. Schließlich hat jede Figur ihre eigene Gesangs- und teilweise Tanzszene. Und Catherine Deneuve und Fanny Ardant wechseln an einer Stelle von einer Balgerei zu einem leidenschaftlichen Kuss. Doch 8 Frauen geriet von der ersten bis zur letzten Sekunde perfekt. Jedes Detail sitzt.

Mysteriöser Kriminalfall, kämpferische Frauen…

Mysteriöser Kriminalfall, kämpferische Frauen…

Ganz wundervoll ist schon der Vorspann, der jeden einzelnen Charakter anhand einer Blume einführt: Mamy (Danielle Darrieux) ist das Stiefmütterchen, Gaby (Catherine Deneuve) die gelbe Orchidee, Augustine (Isabelle Huppert) die Balgfrucht des Orleansstrauchs, Louise (Emmanuelle Béart) die weiße Orchidee, Pierrette (Fanny Ardant) die rote Rose, Suzon (Virginie Ledoyen) die frisch erblühende rosa Rose, Catherine (Ludivine Sagnier) das Gänseblümchen, Madame Chanel (Firmine Richard) die Sonnenblume.

Die wichtigste Erkenntnis für Ozon mag jene gewesen sein, dass er sich im Zuge der Dreharbeiten in acht verschiedene Persönlichkeiten aufteilen musste, um sich mit allen Figuren und ihrer Darstellerinnen angemessen auseinanderzusetzen. Womöglich symbolisieren diese Charaktere ja nur die vielen Seiten eines einzigen Menschen. Einer Frau, eines Mannes und seiner weiblichen Seiten – wie auch immer. Heute leben wir zum Glück eine ganz andere Vielfalt in Geschlechterfragen als vor 100 Jahren.

Es ist jedoch kein Zufall, dass der Internationale Frauentag weiterhin noch andere Bezeichnungen trägt: Neben Weltfrauentag wird er auch Frauenkampftag oder Internationaler Frauenkampftag genannt. Leider ist die vollkommene Gleichberechtigung noch immer eine Utopie, für die gekämpft werden muss. In Deutschland gingen am Sonntag dafür Zehntausende auf die Straße. Schon von Ozon kann man indessen lernen, dass an acht Tagen die Woche Frauentag sein sollte. Das Bild, in dem sich die 8 Frauen solidarisch die Hände reichen, ist einfach vollkommen.

WF

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