Schon in der ersten Folge der französischen Serie Baron Noir fällt ein Satz, den man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Das Setting: Ein TV-Duell im Wahlkampf. Der Präsidentschaftskandidat der Parti socialiste (PS), Francis Laugier (Niels Arestrup), trifft auf den amtierenden Präsidenten. An der Seitenlinie im Studio: Phillippe Rickwaert (Kad Merad), eigentlich Bürgermeister von Dünkirchen, aber auch Parlamentarier, Strippenzieher und politischer Ziehsohn von Laugier. Rickwaert sagt zu seiner Kollegin, der Beraterin Amélie Dorendeu (Anna Mouglalis): "Hier geht es nicht um Politik. Hier geht es um zwei Männer. Einer gewinnt. Einer verliert." Die Kollegin sagt: "Wie bei Darwin, mh?" Und Rickwaert sagt: "Ganz genau."
Der freie Markt wird es regeln? Nö. Eher so: "Noch nie wurde Wohlstand durch Autarkie gefordert." Es waren Sätze wie diese, die den französischen Ökonom Thomas Piketty und sein Buch "Das Kapital im 21. Jahrhundert" zu einem heiß diskutierten Bestseller machten. Für diese Dokumentation gleichen Namens ging Regisseur Justin Pemberto mit Piketty und anderen kritischen Wirtschaftsjournalisten auf Reisen, um zu zeigen, dass einen der Kapitalismus halt immer wieder f… , äh, kriegt. In Zeiten, in denen die Werbespots diverser Parteien predigen, dass es vor den Bürgerinnen und Bürgern zuallererst dem Markt gut gehen muss, gibt es hier vielleicht noch mal Denkanstöße, mit denen man das Wahlprogramm der CDU und der FDP kritisch betrachten sollte.
Mit der fünfteiligen, vom WDR produzierten TV-Serie Acht Stunden sind kein Tag setzte sich Rainer Werner Fassbinder in den 1970er Jahren mit dem Arbeitsleben der damaligen Zeit auseinander. Obwohl die Zeiten andere sind, kann man auch heute noch viel politische Inspiration aus dieser Geschichte ziehen. Zum Beispiel den genauen, empathischen Blick auf die Menschen, die unsere Wirtschaft wirklich am Laufen halten. Fast wünschte man sich da ein ähnlich gelungenes Update im deutschen Fernsehen, das die heutigen Problemfelder portraitiert: Menschen, die sich zwischen drei Minijobs zerreiben, die null Sicherheit haben. Eine moderne Service-Welt, deren Start-up-Gründer mit Millionen zugeschmissen werden, obwohl ihr Geschäftsmodell klar erkennbar auf maximale Selbstausbeutung setzt. Pflegepersonal, das zwar beklatscht aber finanziell verarscht wird. Und eine behämmerte, von vielen Parteien zelebrierte Heiligsprechung von Geschäftsmännern, die den Gewinn über Fairness und das Wohl der für sie arbeitenden stellen, damit die Zahlen stimmen.
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