In Nachrufen kommt es nicht selten vor, dass von den Verstorbenen gesagt wird, sie würden eine große Lücke hinterlassen. Das gilt auch für Rainer Werner Fassbinder, der am 31. Mai 80 Jahre alt geworden wäre. Vor allem, weil sein schnelles Leben und sein gewaltiges Werk in die deutsche Filmlandschaft und Gesellschaft der 1970er Jahre einschlugen wie ein Meteorit. Diesen Krater kann man heute besichtigen – und sich viel Zeit dabei lassen. Ein Luxus, der dem Filmemacher selbst bekanntlich nicht vergönnt war. Beim Sichten trifft man dann auch auf die frühen Spuren von Irm Hermann. Die gelernte Verlagskauffrau war eine der ersten Eroberungen Fassbinders. In dem Sinne, dass er sie aus ihren alten Verhältnissen befreite, um ihr seine eigenen Fesseln anzulegen, so wie er es noch mit einigen anderen machen sollte. Am Ende war die 2020 verstorbene eine der größten Stars seines Ensembles.
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Angst essen Seele auf ist ein Film, der auch heute noch ebenso ergreifend wie politisch ist – und thematisch mehr als aktuell bleibt. Was vielleicht nicht mehr so wäre, wenn das deutsche Kino Fassbinders Weg gefolgt wäre und sich mit ähnlich emphatischem Blick dieser "Gastarbeiter"-Generation gewidmet hätte.
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Im nicht gerade biederen Gesamtwerk Rainer Werner Fassbinders dürfte dieser Film einer der radikalsten sein. Die zärtlichsten Momente stehen darin neben den drastischsten Bildern. Das Patchwork-Melodram In einem Jahr mit 13 Monden aus dem Jahr 1978 könnte auch als stärkster künstlerischer Ausdruck eines bekannten Fassbinder-Ausspruchs bezeichnet werden: „Das Einzige, was ich akzeptiere, ist Verzweiflung.“ Wir werfen einen essayistischen Blick dieses vielleicht persönlichste Werk von Rainer Werner Fassbinder
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Es kann passieren, dass in einem fiktionalen Werk Ereignisse der realen Zukunft vorweg genommen werden. Nun musste man zur Jahreswende 1978/79 kein Prophet gewesen sein, um ihr Kommen voraus zu ahnen, allerdings existierte Die Dritte Generation der Rote Armee Fraktion (RAF) damals nur in Rainer Werner Fassbinders gleichnamigem Spielfilm.
Heute spricht man von dieser Generation, wenn es um Anschläge in den 1980er Jahren geht. Doch haben weder diese Aktionen noch die weiter flüchtigen "RAF-Rentner" etwas mit Fassbinders Film zu tun. Der hatte wiederum auch gar kein Interesse daran, als Hellseher zu erscheinen. Es ging ihm vielmehr um die Gegenwart der 1970er-Jahre, als er sich "spielerisch" an das akute Thema Terrorismus heranwagte. Und zwar in der Tradition von Filmen wie Viscontis Leidenschaft und Gewalt oder Im Zeichen des Bösen von Orson Welles. Im Kino kannte sich Fassbinder eben besser aus als in blutrünstigen Manifesten.
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Am 16. Juli 2020 startete Burhan Qurbanis äußerst zeitgemäße Adaption von Döblins Jahrhundertroman. Schon 40 Jahre früher entstand Rainer Werner Fassbinders kongeniale Interpretation… Beide Versionen haben ihren eigenen Reiz.
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DK