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Cannes 2024: Die Highlights

Große Stars wie Francis Ford Coppola und Meryl Streep, dazu Filmklassiker wie Paris, Texas und Die sieben Samurai. Die 77. Internationalen Filmfestspiele feiern das alte Kino und sehen die Geburt der neuen Bewegung Moi Aussi.

21. Mai 2024

Große Filmfestivals sind nicht nur wegen ihrer Filmprogramme von Interesse – darüber hinaus dreht sich vieles um die Stars auf dem roten Teppich und die medialen Begleiterscheinungen. So erhielten die Internationalen Filmfestspiele von Cannes in diesem Jahr auch deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil Me Too in Frankreich angekommen ist, und die lange schwelende Problematik des sexuellen Missbrauchs im Filmgeschäft dort nun unter dem Ausruf Moi Aussi verstärkt offen ausgesprochen wird. Ob ein Lauffeuer daraus wird, bleibt abzuwarten. Ausgelöst wurde Moi Aussi durch den gleichnamigen Kurzfilm der Schauspielerin Judith Godrèche, die selbst konkrete Anschuldigungen gegen bekannte Männer aus der Szene publik machte und in ihrem Film zahlreiche Kolleg*innen zu Wort kommen lässt. Moi Aussi wurde bei freiem Eintritt im Rahmen des Festivals vorgeführt, der Andrang war groß. Im Oktober wird Gérard Depardieu wegen des Verdachts mehrerer sexueller Übergriffe vor Gericht stehen, ein Fall, der die französische Öffentlichkeit seit geraumer Zeit beschäftigt. Da scheint es wahrlich Not zu tun, dass auch beim glamourösen Kino-Spektakel an der Côte d‘Azur nicht nur der rote Teppich ins Rollen kommt.

Die lange Suche nach Megalopolis

Nichtdestotrotz bleiben die Parade der Prominenten sowie die neuesten Filmproduktionen im Wettbewerb und in den weiteren Sparten des Programms auch in der 77. Ausgabe der Filmfestspiele wesentlicher Bestandteil der kritischen Betrachtung. Große Erwartungen ruhten unter anderem auf Francis Ford Coppolas opus magnum Megalopolis. Schließlich arbeitete Coppola über Jahrzehnte an diesem Projekt, das mal an mangelndem Budget, mal an äußeren Umständen wie 9/11 scheiterte. Letztlich soll Coppola Teile seiner Weingüter verkauft haben, um die Science-Fiction-Geschichte in einem New York der Zukunft zu finanzieren. Die Reaktionen in Cannes waren gespalten, wie kaum anders zu erwarten bei einer derartigen künstlerischen Herzensangelegenheit, die bereits eine bombastische Aura entwickelt hat in Form eines Versprechens, das eigentlich nicht einzulösen ist. Vor allem, wenn der Regisseur für solch herausragende Werke der Filmgeschichte wie Apocalypse Now und Der Pate berühmt ist, die schwer zu toppen sind. So gesehen wirkt die aktuelle Arbeit des nächsten Altmeisters im Wettbewerb schon etwas selbstverständlicher eingebettet in dessen gesamtes Œuvre. David Cronenberg (Naked Lunch) bleibt dem Body Horror treu und siedelt The Shrouds auf einem modernen Friedhof an, dessen Innovationen nicht jedem gefallen. Eine morbide Kriminalgeschichte mit Top-Besetzung. Weiteres Highlight der Konkurrenz: Der Animationsfilm La Plus Précieuse des marchandises von Michel Hazanavicius nach dem Jugendbuch von Jean-Claude Grumberg.

Nastassja Kinksi in "Paris, Texas" © Wim Wenders Stiftung

Nastassja Kinksi in "Paris, Texas" © Wim Wenders Stiftung

Fashion Palme für Jane Fonda

Die wichtigsten Jurys 2024 um ihre Vorsitzenden Greta Gerwig, Xavier Dolan und Emmanuelle Béart dürften die Qual der Wahl haben, was die Auszeichnung mit der Goldenen Palme für den besten Film des Wettbewerbs, die Vergabe des ersten Preises in der Sektion Un Certain Regard sowie die Auswahl für die Prämierung des besten Debüts mit der Caméra d’Or angeht. Davon abgesehen liefert Cannes mal wieder seinen Dienst an der Kinokultur, indem es die Klassiker ehrt: 40 Jahre Paris, Texas von Wim Wenders, 70 Jahre Die sieben Samurai von Akira Kurosawa, 60 Jahre Die Regenschirme von Cherbourg von Jacques Demy. Bevor die offiziellen Preise vergeben werden und wir erfahren, wie es mit Moi Aussi weitergeht, bleibt die Frage zu klären, wer auf dem roten Teppich die beste Figur abgegeben hat. Die ARTHAUS-Mode-Redaktion hat entschieden: Grande Dame Jane Fondas Hosenanzug mit lässig übergeworfenem Leo hat diesmal den anderen Celebrities die Schau gestohlen – da kann nur noch Meryl Streeps aufwühlender Auftritt zur Eröffnung mithalten, wo sie mit der Ehrenpalme fürs Lebenswerk ausgezeichnet wurde.

WF

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