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Claudia Cardinale: Für das Kino geboren

Die Filmdiva starb im Alter von 87 Jahren.

25. September 2025

Schon der musikalische Name verspricht eine überlebensgroße Persönlichkeit – und als solche wird man die Schauspielerin Claudia Cardinale auch in Erinnerung behalten. In der für sie üblichen Charakterisierung als Filmdiva wiederum verbergen sich Drehbücher, die zwar nie den direkten Weg auf die Leinwand fanden, in Cardinales Kunst jedoch mitschwingen. In ihrer Person trifft sich der Oberflächenglanz mit der Tiefenwirkung des Mediums Film in seiner ihm ehemals eigenen Welt – dem Kino.

Im Kino wurde aus dem sizilianisch-stämmigen, in Tunesien aufgewachsenen Mädchen zunächst eine Italienische Frau – zumindest eignete sie, die ursprünglich neben Französisch und Arabisch nur Sizilianisch sprach, sich das Hochitalienische an – aber in Wahrheit wuchs sie schnell über erdverbundene Zuschreibungen hinaus. Im Grunde war die 1938 als Claude Joséphine Rose Cardinale in Tunis geborene, spätere Darstellerin in Filmen von Luchino Visconti und Federico Fellini schon ein Star, als sie erstmals die Filmfestspiele von Venedig besuchte. Die Reise war der erste Preis in einem Schönheitswettbewerb.

Sie wurde gleich entdeckt, eine Entdeckung, die ihr selbst erst mal fast schon peinlich war. Alsbald wurde ihre Vita welt- und gesellschaftspolitisch aufgeladen: Die Stimmung im unabhängigen Tunesien veranlasste die Familie, sie nach Italien und in die Welt des Kinos ziehen zu lassen. Ein uneheliches Kind brachte zudem ökonomische Zwänge mit sich. Der Junge wurde als ihr kleiner Bruder ausgegeben, um ihre Karriere nicht der herrschenden christlichen Moral opfern zu müssen.

© Studiocanal

© Studiocanal

Claudia Cardinale glänzte nicht nur als i-Tüpfelchen in männlich dominierten Ensembles und Geschichten. Aber wenn sie es tat, dann richtig – zum Beispiel 1962 an der Seite von Jean-Paul Belmondo im Kostümabenteuer Cartouche, der Bandit.

Im Privatleben hatte sie einige von Männern initiierte Tragödien zu ertragen. Derweil prägte Claudia Cardinale viele große Filme als so genannte Diva, und wenn es es sein musste, auch mit hochgekrempelten Ärmeln – darunter Spiel mir das Lied vom Tod, Achteinhalb oder Fitzcarraldo.

Vor rund 30 Jahren schon erhielt sie in Venedig eine Auszeichnung, die ihr wesentlich gerechter wird als jener der Schönheitskönigin, der sie einst in die Kino-Metropole geführt hatte. 1993 bekam sie nämlich den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Dahinter steckt ein Leben, das mindestens so spannend war wie ihre Filmrollen. Das Kino blieb Claudia Cardinales wahre Heimat, am 23. September 2025 starb sie zurückgezogen im französischen Nemours.

WF

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