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Wie das Kino tanzen lernte: Unsere liebsten Muscialfilme bei ARTHAUS

Filmheld Paddington tanzt und singt gerade im Londoner Westend, der zweite Teil der Adaption des Bühnenklassikers "Wicked" fasziniert derweil das Kinopublikum. Wir blicken auf die Musical-Hits aus unserem Programm.

09. Dezember 2025

Wer jemals den Tanzauftritt von Schauspieler und Stepptänzer Gregory Hines beim 60jährigen Bühnenjubiläum von Sammy Davis Jr. gesehen hat, wird nie wieder Zweifel daran hegen, dass man mit dem Körper, der sich zur Musik bewegt, Gefühle ausdrücken kann, für die es keine Worte gibt. Hines spielte auch eine der Hauptrollen in Cotton Club von Francis Ford Coppola aus dem Jahr 1984. Und Coppola wiederum hatte sich bereits zwei Jahre zuvor mit One from the Heart – Einer mit Herz in die Gefilde des Musikfilms gewagt.

Wenn man das Kino so definiert, dass es Bilder ans Laufen bringt, dann ist der Weg zum Tanz nicht weit – 24 Bilder in der Sekunde, das muss man schon eine schwungvolle Bewegung nennen. Aber im Film tanzen die Bilder nicht einfach vor sich hin, sie erzählen dabei eine Geschichte, und innerhalb einer solchen Geschichte übernehmen Sing- und Tanzpassagen wiederum eine ganz besondere Funktion. Die alternative Filmrealität der theatralischen Ausflüge in die Gefühlswelten entscheidender Filmfiguren markiert die Liaison zwischen Bühne und Filmkulisse.

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Wie das Kino vom Theater das Tanzen erlernte? Mit der Einführung des Tonfilms ergaben sich neue künstlerische Möglichkeiten, die Hollywood und Broadway zusammenführten. 1927 wurden sie ansatzweise für Der Jazzsänger genutzt, zwei Jahre später kam dann mit The Broadway Melody der erste Film in die Kinos, auf den die Beschreibung "All singing – All dancing – All talking" tatsächlich zutrifft. The Broadway Melody wurde ein großer Kassenerfolg.

Musik spielt in beinahe jedem Film eine wichtige Rolle, aber das Verhältnis der Filmfiguren zu Musik und Tanz ist in Musical- und Musikfilmen speziell. Wer erinnert sich nicht an die zu Tränen und in den Eingeweiden rührenden Eskapaden der von Björk gespielten Heldin aus Dancer in the Dark von Lars von Trier?

Musik- und Tanzszenen sind zweischneidig, betonen den artifiziellen Charakter eines Films – gerade wenn sie so wunderbar komponiert und choreografiert sind wie bei Jacques Demy, der mit Die Regenschirme von Cherbourg und Die Mädchen von Rochefort geradezu perfekte Klassiker des Genres schuf – und steigern zugleich den emotionalen Gehalt des Geschehens.

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Das gilt auch in Sachen Humor: Mel Brooks erschuf mit seiner brillanten Satire The Producers – Frühling für Hitler Musicalszenen im Kino, bei denen einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Auch wenn das Lachen gleichzeitig eine befreiende Wirkung haben mag, da es der Absurdität des Geschäfts mit der Kultur abgerungen ist und zudem den Nazis ein "Wer zuletzt lacht …" ins Gesicht schmettert.

Der Musicalfilm vereint die Künste und sprengt doch Grenzen: Während Genrehopper François Ozon mit 8 Frauen zeigt, dass Musical und Kriminalfilm einander nicht ausschließen sondern bestens ergänzen, steht La La Land von Damien Chazelle in der Tradition der kompletten Musicalfilm-Historie.

Von Der Jazzsänger über West Side Story und Cotton Club bis zu den Tanzszenen mit Emma Stone und Ryan Gosling ist es nur ein filmhistorischer Katzensprung. Wie der Bär, sorry Paddington, im Londoner Westend steppt – das ist ebenfalls Teil dieser Geschichte, die längst über Hollywood und Broadway hinausweist.

WF

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