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Zum 70. Geburtstag von Isabelle Adjani

Mit 14 stand sie zum ersten Mal vor der Kamera, mit 19 war sie ein Star. Die Französin Isabelle Adjani, Tochter einer deutschen Mutter und eines algerischen Vaters, wird am 27. Juni 2025 70 Jahre alt, dreht immer noch Filme und Serien und arbeitete über die Jahre mit Größen wie François Truffaut, Luc Besson, Werner Herzog, Klaus Kinski und Agnès Varda. Wir schauen auf die wichtigsten ARTHAUS-Filme ihrer beeindruckenden Karriere.

27. Juni 2025

Was macht es mit einem Menschen, wenn man schon als Teenager im Scheinwerferlicht steht und von Filmemachern mit großen Namen regelrecht verehrt wird? Die französische Schauspielerin Isabelle Adjani ist genau das widerfahren. Sie spielte ihre ersten größeren Filmrollen im Alter von 14 Jahren und galt schon mit 19 als Star. Die Tragikomödie Die Ohrfeige, die 1974 in die Kinos kam und vor allem François Truffauts Die Geschichte der Adèle H. ebneten den Weg zu einer bis heute andauernden, beispiellosen Karriere. Aber Isabelle Adjani gab bereits in diversen Interviews zu: "Diese Zeit hat mich damals fast aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich habe Momente erlebt, auf die ich nicht vorbereitet war. Ich war noch ein Teenager und konnte mit diesem Erfolg schwer umgehen." Vor allem die besonders glänzenden Kapitel einer Schauspielerinnenkarriere – ein Besuch bei den Filmfestspielen in Cannes zum Beispiel – wurden eher zur Qual. "Damals, so jung wie ich war, war ich nicht wirklich glücklich mit dem ganzen Rummel. Dieses große Festival war sehr einschüchternd für mich."

Die Presse liebte und hasste Isabelle Adjani zugleich: Vor allem die Klatschpresse zelebrierte ihre Schönheit und ihr "Marmorgesicht", dichtete ihr alles Mögliche an und wollte sie permanent fotografieren. Adjani nahm sich aber ihre Freiheiten, verklagte Klatschblätter nach Falschmeldungen und ließ zum Beispiel 1983 in Cannes einen Pressetermin platzen, weil ihr damit nicht wohl war. Die Fotografen vor Ort boykottierten sie daraufhin, als sie später über die berühmte Treppe zum Festivalpalast schritt. Sie alle legten kollektiv ihre Kameras nieder und schauten gelangweilt woanders hin. Im Rückblick eine geradezu lächerliche, misogyne Szene, denn wenn zum Beispiel ein Klaus Kinski mal wieder nicht aufgetaucht wäre, hätte man ihn als kreativen Querkopf gefeiert – Adjani wiederum galt damals als "schwierig".

Selbst der "Spiegel" schrieb 1989: "Sie ist schön, sie ist wild, und beides ein bißchen zu sehr. Sie ist eines der angebeteten Kino-Idole Frankreichs, und sie ist eine Hexe, die dringend verbrannt gehört. Sie geht gern mit dem Kopf durch die Wand. Als sie 19 war, hat erstmals eine Illustrierte sie als ‚Superstar‘ bezeichnet, doch zur selben Zeit haben Journalisten ihr die ‚Zitrone‘ des Jahres verliehen: Auszeichnung für die übellaunigste Medienfigur."

Zu ihrem heutigen 70 Geburtstagtag wollen wir nun auf einige ihr Kinoglanzstunden im ARTHAUS-Sortiment schauen.

Schwestern – Eine Familiengeschichte (2020)

Wer ein grandioses Ensemble wie Isabelle Adjani (als Zorah), Maïwenn Le Besco (als Nohra) und Rachida Brakni (als Djamila) als die drei titelgebenden Schwestern versammelt hat, braucht manchmal nicht viele Worte, um in einer kurzen Szene die komplette Dramatik und all die in der Vergangenheit geschlagenen Wunden anzudeuten – das weiß auch Regisseurin Yamina Benguigui. Gleich zu Beginn von Schwestern treffen die Drei bei ihrer Mutter aufeinander. Die toughe Nohra hat wieder einmal einen Job verloren, weil sie ihrem Chef Widerworte gab und muss bei der Mutter Leila (Fettouma Bouamar) unterkommen. Dort warten schon die älteste Schwester Zorah, eine Theaterregisseurin, und die Politikerin Djamila. Nach nur wenigen Sätzen wird klar, was fehlt: Harmonie, eine Verarbeitung der Traumata, die diese Frauen erleben mussten. Und auch: der Vater und der Bruder der drei. Die Familie hat algerische Wurzeln.

Leila und ihr Mann lernten sich im algerischen Bürgerkrieg im Widerstand kennen und flüchteten mit der Familie nach Frankreich. Dort wurde aus dem einst liebenden Vater ein brutaler, ultrakonservativer Tyrann, der auch vor körperlicher Gewalt keinen Halt macht. Er verabscheut das freie Leben in Frankreich. Einmal brüllt er: "Man wird versuchen, kleine Französinnen aus euch zu machen." Leila trennt sich schließlich von ihm, der Vater reist zurück nach Algerien und entführt den zweijährigen Bruder Rheda und seine jüngste Tochter. Die älteste Schwester Zorah schafft es später, ihre Schwester zurück nach Frankreich zu holen. Rheda zu retten schafft sie nicht. Der Vater gibt den Jungen in eine Pflegefamilie und verrät keine Details. So bleibt Rheda als reale Person verschollen und wird zugleich Projektionsfläche für den Schmerz der Familie.

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Subway (1985)

Bevor Luc Besson uns in Subway auf atemraubende und visuell eindrucksvolle Weise in die Pariser Metro entführt, schickt er den Punk Fred (Christopher Lambert) auf die Geburtstagsparty der schillernden Héléna (Isabelle Adjani). Dort sprengt Fred den Safe ihres Ehemanns und stiehlt daraus brisante Dokumente. Er flieht in die Katakomben der Pariser U-Bahn. Seine Forderung für die Rückgabe der entwendeten Dokumente: 25 Riesen oder eine Nacht mit Héléna. Aber die macht es ihm so einfach natürlich nicht …

Wenn man sich heute die Rezension zu Subway noch einmal durchliest, stößt man oft auf einen interessanten Kritikpunkt: Einige werfen Besson vor, er sei – wie viele Regisseure vor ihm – Isabelle Adjanis Schönheit verfallen. Vor allem ihre Augen stünden immer wieder im Zentrum der Bilder, was zwar verständlich sei, aber oft verhindere, dass Adjani ihr ganzes Schauspieltalent zeigen können. Auch in Subway passt diese Kritik – gilt allerdings nicht für die letzten 20 Minuten, in denen Isabelle Adjani endlich richtig aufdrehen kann.

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Camille Claudel (1988)

Bis heute eine ihrer beeindruckendsten Rollen und ein echtes Herzensprojekt. Isabelle Adjani kämpfte viele Monate, um ein Filmprojekt über die Bildhauerin und Malerin Camille Claudel realisieren zu können. 1988 war es dann endlich so weit. Adjani war bei diesem Film Hauptdarstellerin und Produzentin zugleich, die Regie übernahm ihr damaliger Lebensgefährte Bruno Nuytten. Adjani erzählte in den Interviews zum Film gerne, sie habe mal gelesen, dass Claudel gelegentlich Leuten, denen sie ihre Meinung sagen wollte, ein Päckchen Hundescheiße zuschicken ließ. Das habe ihr gefallen: "Ich habe entdeckt, daß ich nicht die einzige bin, die so was macht."

Der Film ist ihr großer Aufschlag. Das sieht auch die Kritik so. Im "Spiegel" kann man diese hymnischen Zeilen lesen: "Der Film ist sehr kunstvoll, sehr malerisch-üppig, sehr melodramatisch, sehr auf Größe gewollt. Was ihn trägt, ist - adorable, superbe, geniale, divine - Isabelle Adjanis phänomenales Darstellungsmarathon: Das Dreistundenwerk enthält keine Szene ohne sie. Ihr Enthusiasmus hat es geschafft, Camille Claudel zum Kultereignis zu machen."

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Nosferatu – Phantom der Nacht (1979)

1979 spielte Isabelle Adjani in Werner Herzogs Take auf den Nosferatu-Mythos jene Rolle, die beim letztjährigen Kinocomebacks des Vampirs von Lily-Rose Depp übernommen wurde. Adjanis Lucy Harker ist allerdings entschieden anders gezeichnet als bei Robert Eggers. Auch wenn Adjani Drehbuch-bedingt auf das schöne Opfer reduziert wird, ist ihr Zusammentreffen mit Klaus Kinski als Graf Dracula eine Szene, die man nicht so schnell vergisst. Vor allem, wenn sie mit diesen großen, hier traurig schimmernden Augen sagt, "Der Tod ist groß. Wir sind alle die seinen.", Draculas Avancen eine Absage erteilt und ihre Liebe zu ihrem Mann über alles stellt.

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DK

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