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Jahresrückblick – diese Filmlegenden sind 2025 von uns gegangen

Dieser Teil des Jahresrückblicks macht uns keinen Spaß: Wir schauen auf die Regisseur*innen und Schauspieler*innen aus dem ARTHAUS-Kosmos, die 2025 von uns gegangen sind.

28. Dezember 2025

David Lynch, gestorben am 15. Januar 2025

Der amerikanische Traum ist wohl jedem ein Begriff – als prinzipiell allen zugänglicher Karriereweg im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Erst Tellerwäscher*in, dann Millionär*in. Dieser Traum wird endlos am Leben erhalten trotz der recht geringen sozialen Mobilität in den USA. Sprich: amerikanische Biografien sind in den meisten Fällen anhand des Herkunftsmilieus vorhersehbar. Arm bleibt arm, reich bleibt reich oder wird noch reicher. Am heftigsten befeuern die Träumerei Menschen, die mit dem goldenen Löffel im Mund zur Welt gekommen sind. Ihnen liegt der Satz "Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied" eben von Geburt an auf der Zunge. Aber ein derartiger Mythos wirft zwangsläufig lange Schatten. David Lynchs Filme spielen in diesem Schattenreich des kollektiven Traums, der sich unerfüllt zum schrecklichen Trauma auswächst. Das Gesamtwerk von David Lynch ist vermutlich die Inkarnation des amerikanischen Alptraums. Am 15. Januar 2025 ist er im Alter von 78 Jahren gestorben.

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© Arthaus / Studiocanal

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Gene Hackman, gestorben am 18. Februar 2025

Es blieben etwas mysteriöse Nachrichten: Gene Hackman (95), seine Frau Betsy Arakawa (64) und der Hund der beiden wurden am Nachmittag des 26. Februars tot in der gemeinsamen Farm in New Mexico vorgefunden. Das zuständige Santa Fe County Sheriff's Department hatte noch keine Angaben zur Todesursache oder zum möglichen Todeszeitpunkt gemacht, stellte aber klar, dass es keine Hinweise auf ein Verbrechen gäbe. Es war ein stiller Abschied, denn Hackman hatte sich schon Mitte der Nullerjahre zurückgezogen. Sein letzter Film war die eher mittellustige Komödie Willkommen in Mooseport. Hackman spielt darin Ex-Präsident Monroe Cole, der nach Skandalen und Scheidung in eine Kleinstadt flüchtet. Der Film floppte, und irgendwie merkte man erst Jahre später so richtig, dass es Hackmans letzte Rolle war. Nach über 40 Jahren vor der Kamera, drei Oscar-Nominierungen und zwei der begehrten Trophäen im Schrank (als "Best Actor" in French Connection 1972 und "Best Actor in a Supporting Role" für Erbarmungslos 1993), glitt Gene Hackman unaufgeregt, aber glücklich in ein ruhiges Leben mit seiner zweiten Ehefrau Betsy, die er 1991 geheiratet hatte. Eine offizielle Pressemitteilung oder ein Statement zum Karriereende gab es vom ihm nie.

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Val Kilmer, gestorben am 1. April 2025

Val Kilmers Filmographie bliebt bis zuletzt eine bunte Tüte. Sein Leinwanddebüt gab er in 1984 in einem Film namens Top Secret, der den Kalten Krieg als Slapstick-Komödie inszeniert. Ikonisch bleibt seine Performance in Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1986) an der Seite von Tom Cruise. Wobei "an der Seite" die falsche Formulierung ist: Lange Zeit ist Kilmers Lt. Tom "Iceman" Kazanski Cruises Gegenspieler. In Top Gun: Maverick ließ Kilmer die Rolle noch einmal kurz aufleben und spielte den Kommandeur der Pazifikflotte, der sich für Tom Cruises Character Pete "Maverick" Mitchell einsetzt. 1995 gab Val Kilmer den Batman in Joel Schumachers Batman Forever, wo er sich stoisch mit Jim Carrey als überdrehten Riddler herumschlagen muss und eines der eher fragwürdig designten Fledermaus-Kostüme tragen muss. Auch in Michael Manns Heat, der ebenfalls 1995 in die Kinos kam, begeisterte Val Kilmer nicht nur seine Fans. Uns wird er vor allem wegen seiner ikonischen Darstellung als Jim Morrison in The Doors (1991) in Erinnerung bleiben.

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Robert Redford, gestorben am 16. September 2025

Es gibt Menschen, die verbindet man mit einer bestimmten Ära, und wenn sie sterben, kommt der Einschnitt für einen selbst einer inneren Zeitenwende gleich. Wenn es sich um einen Prominenten handelt, oder gar um einen Star, wie man in jener Ära zu sagen pflegte, die nun mit dem Tod Robert Redfords wohl endgültig endet, dann wird nicht nur der Einzelne, sondern ein großer Teil der Gesellschaft von einem Schmerz durchzuckt, der daran erinnert, dass etwas Substanzielles unwiederbringlich verloren ist. Die Zahl der Bewunderer, die dem Weltstar Redford mehr als nur eine Träne nachweinen, ist groß – Kollegin Jane Fonda hat bereits öffentlich bekannt, sie könne gar nicht mehr aufhören zu weinen. Redfords Charisma bereicherte über viele Jahrzehnte die Traumfabrik, er war Schauspieler, Regisseur, Produzent. 1969 legte die Westernkomödie Butch Cassidy and the Sundance Kid – Zwei Banditen den Grundstein für seine steile Karriere. Darin spielte er den Revolverhelden, neben ihm gab Paul Newman den Bandenchef. Der Publikumshit drehte das Rollenverständnis des Genres um, zeigte die Outlaws als gewitzte Helden, die auch mal zu Burt Bacharachs "Raindrops Keep Falling On My Head" Kunststücke auf dem Drahtesel wagten.

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Claudia Cardinale, gestorben am 23. September 2025

Schon der musikalische Name verspricht eine überlebensgroße Persönlichkeit – und als solche wird man die Schauspielerin Claudia Cardinale auch in Erinnerung behalten. In der für sie üblichen Charakterisierung als Filmdiva wiederum verbergen sich Drehbücher, die zwar nie den direkten Weg auf die Leinwand fanden, in Cardinales Kunst jedoch mitschwingen. In ihrer Person trifft sich der Oberflächenglanz mit der Tiefenwirkung des Mediums Film in seiner ihm ehemals eigenen Welt – dem Kino. Im Kino wurde aus dem sizilianisch-stämmigen, in Tunesien aufgewachsenen Mädchen zunächst eine Italienische Frau – zumindest eignete sie, die ursprünglich neben Französisch und Arabisch nur Sizilianisch sprach, sich das Hochitalienische an – aber in Wahrheit wuchs sie schnell über erdverbundene Zuschreibungen hinaus. Im Grunde war die 1938 als Claude Joséphine Rose Cardinale in Tunis geborene, spätere Darstellerin in Filmen von Luchino Visconti und Federico Fellini schon ein Star, als sie erstmals die Filmfestspiele von Venedig besuchte. Die Reise war der erste Preis in einem Schönheitswettbewerb …

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Diane Keaton, gestorben am 11. Oktober 2025

Selbst unter den größten Stars von Hollywood war Diane Keaton eine besondere Erscheinung, stellte schon früh alle möglichen Konventionen infrage. Auf dem roten Teppich trug sie Anzug und Krawatte, von der Ehe nahm sie Abstand, obwohl sie sie prinzipiell für eine wertvolle Institution hielt. Aber unter anderem ihr Impuls, nicht als Anhängsel eines Mannes in die Geschichte einzugehen, hielt sie vom Heiraten ab. Mit den Geliebten aus der Branche wie Al Pacino teilte sie zumindest ihre beruflichen Erfolge. Keatons Rolle an der Seite Al Pacinos im Mafia-Epos Der Pate von Francis Ford Coppola hat sie weltberühmt gemacht. Aber Keatons Strahlkraft ging weit über die Männer und ihre Filme hinaus. Ihr Auftreten verströmte eine derart zeitlose Eleganz, ihr Modebewusstsein überführte sie scheinbar ganz ohne Anstrengung in einen so individuellen wie einnehmenden Stil, der auch in Sachen Aufhebung der Geschlechterrollen Akzente setzte, dass sie noch im fortgeschrittenen Alter Social Media eroberte. Ihre Gefolgschaft auf Instagram belief sich zum Zeitpunkt ihres Todes am 11. Oktober 2025 auf über zweieinhalb Millionen. Und es dürften einige Millionen Menschen mehr sein, die von der Nachricht ihres Abschieds bestürzt waren.

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Hark Bohm, gestorben am 14. November 2025

Hark Bohm hat zahlreiche Filme gedreht, in denen das Leben von Kindern und Jugendlichen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene erzählt wird. Im hohen Alter erlebte Bohm noch die Verfilmung der eigenen Kindheitsgeschichte. Fatih Akins Amrum basiert auf den Erinnerungen Bohms an die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs, wie er sie auf der nordfriesischen Insel erlebte. In die deutsche Filmgeschichte der Nachkriegszeit geht der gelernte Jurist als Mitbegründer des Filmverlags der Autoren und als ein Protagonist des Neuen Deutschen Films ein, der lieber die Massen erreichen wollte als sich im eigenen Avantgardismus zu sonnen. Bohm machte sich einen Namen als linksliberaler und humanistisch gesinnter Autorenfilmer, zu Zeiten, als diese Attribute noch mit radikalen künstlerischen Ausdrucksformen einhergehen konnten.

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Udo Kier, gestorben am 23. November 2025

Udo Kiers Karriere war ungewöhnlich – davon konnte man sich in Kiers Heimatstadt Ende 2024 ein Bild machen. Der Kölnische Kunstverein kuratierte dem damals gerade 80 Jahre alt gewordenen Hollywood-Star eine Ausstellung über nichts Geringeres als sein Leben auf den Leib. Der Titel lautete "Udo is Love" und bezog sich auf eine Postkarte des bildenden Künstlers Sigmar Polke, der mit diesem Kompliment versöhnliche Töne nach einer Auseinandersetzung mit Kier anschlagen wollte. Gestritten wurde viel in den alten Zeiten. Aber wo viel Streit ist, da herrscht meist auch viel Liebe. Udo Kier wurde 1944 im Bombenhagel der Alliierten geboren. Er wuchs auf der von den Kölnern ungeliebten "Schäl Sick", also der rechten Rheinseite auf, lebte und arbeitete in Köln, bevor er mit 50 nach Los Angeles umzog. Aber neben Diskussionen zwischen ihm und Polke, mit Künstlerkumpel Marcel Odenbach sowie dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder – mit denen Kier damals viel Zeit verbrachte –, wurde auch das gute Leben zelebriert, etwa beim "Italiener" oder in einer Künstlerkolonie. Die rheinische Karnevalsmetropole Köln war einst eine Hochburg der Kunstszene. Wenn wir Udo Kier heute gedenken, haben wir jedoch eher seine zahllosen Filmauftritte vor Augen.

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Rob Reiner, gestorben am 14. Dezember 2025

Auch wenn This Is Spinal Tap und Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers nicht (mehr) im ARTHAUS-Sortiment sind, sollten dieser dramatische Tod und dieser große Regisseur hier nicht unerwähnt bleiben. Rob Reiner und seine Frau Michele wurden Mitte Dezember in ihrem eigenen Haus brutal ermordet. Ihr Sohn Nick muss sich gerade vor Gericht verantworten – er scheint der Täter zu sein. Nick Reiner kämpfte seit Jahren mit seiner Drogensucht und litt offenbar auch unter Schizophrenie. 2016 drehte Rob Reiner mit seinem Sohn den in Teilen autobiografischen Film «Being Charlie», der eine leicht fiktionalisierte Version ihrer schwierigen Beziehung zeigt. In den letzten Wochen seines Lebens war Rob Reiner sehr präsent in den Medien, weil er gerade die Fortsetzung von Spinal Tap in die Kinos gebracht hatte. Dafür schlüpfte er wieder in die Rolle des knochentrocken fragenden fiktiven Doku-Regisseurs Marty DiBergi, der diesmal die chaotische Reunion der Band begleitet. Der Schock über Reiners Tod sitzt in Hollywood noch immer tief – auch und vor allem, weil US-Präsident Donald Trump ihn instrumentalisierte und einen Kommentar postete, der so moralisch unterirdisch und irre war, dass er selbst einige Republikaner*innen entsetzte. Schöne Worte fand Stephen King in der "New York Times", der Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers bis heute für eine der besten Verfilmungen einer King-Story hält. King erinnerte sich in seinem Essay an den Tag, an dem Rob Reiner ihm den Film zeigte: "Als der Film zu Ende war, bedankte ich mich bei Rob und überraschte mich selbst, indem ich ihn umarmte. Normalerweise bin ich kein Mann, der gerne andere Menschen umarmt, und ich glaube, er war das auch nicht gewohnt. Er wurde steif, murmelte, dass er froh sei, dass es mir gefallen habe. Anscheinend war ich danach noch nicht durch mit den Gefühlen, die sein Film in mir ausgelöst hatte. Ich ging in die nächste Herrentoilette und setzte mich in eine Kabine, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Nostalgie kann gefährlich sein, wenn sie einem zu nahekommt. Ich weiß nicht genau, was ich damit meine, aber es fühlt sich wahr an. Als ich aus der Toilette zurückkam, führten Rob und ich ein normaleres Gespräch. Er bat mich um Anmerkungen und Änderungswünsche. Ich hatte keine."

© Arthaus / Studiocanal

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DK / WF

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